Filme der Woche
Regisseur Robin Campillo hat seinen Rückblick auf den ambitionierten Kampf französischer Aids-aktivisten Anfang der 1990er-jahre dramaturgisch zweigeteilt. Eingangs bietet er gleichsam wie bei einer Dokumentation Informationen über die Ausgangssituation, danach wird die persönliche Ebene der Beziehung von zwei Männern in den Mittelpunkt gerückt.
Seit mehr als einem Jahrzehnt war diese Immunschwächekrankheit bekannt und wurde als Randgruppenproblem homosexueller Männer stigmatisiert. Die französische Regierung unter François Mitterrand zuckte bestenfalls mit den Schultern und versuchte vielleicht noch, den Skandal um die mit dem Hivirus verseuchten Blutbeutel herunterzuspielen. Die Pharmaindustrie sah (noch) kein profitables Geschäftsfeld in der Bekämpfung der Krankheit. Der Forschungsaufwand war gigantisch, gering.
„In Frankreich gibt es doppelt so viele Hiv-positive Menschen wie in Großbritannien oder Deutschland“, heißt es anfangs. Der Pariser Ableger der Aktivistengruppe „Act Up“versucht, die Öffentlichkeit durch medienwirksame Aktionen zu sensibilisieren und Druck aufzubauen, damit mehr Mittel in die Aids-forschung investiert werden. Wie weit darf man dabei gehen, welche Mittel sind legitim, auch Gewalt? Schließlich geht es um die Vorbereitung der Gay-parade und deren Gestaltung, wobei immer wieder Eitelkeiten, Egoismen die Gruppendynamik befeuern. Dabei kommen einander der impulsive „Alt“-aktivist Sean (Nahuel Pérez Biscayart) und der „Neuling“Nathan (Arnaud Valois) näher. Sean ist Hiv-positiv.
„120 BPM“(„120 Schläge pro Minute“) vereint ganz unsentimental persönliches Scheitern und kollektive Fortschritte bei der Bewusstmachung. die Renditeaussicht