Vongötternund Wurmfortsatz
Zum Start der Krankenhausserie „Charité“(ORF 2)
Durchschnittlich 532.000 waren gestern in der berühmten „Charité“. Wie viele bei der Blinddarmoperation weggeschaut haben, kann man mit der Formel ich + x nachrechnen. Aber schon als der Wurmfortsatz wie eine Trophäe in die Höhe gehalten wurde, war man wieder dabei. Heute gibt’s dann einen Kaiserschnitt ...
Die historische Krankenhausserie führt zurück ins späte 19. Jahrhundert: Die Götter in Weiß, eine fortschrittsund wissenschaftsfeindliche Kirche – erzähltechnisch gibt das dankbare Figuren her. In Berlin gab es 99 Fernsprechapparate, die Menschen starben an den Folgen katastrophaler hygienischer Verhältnisse, die Bakteriologie steckte noch in den Kinderschuhen. Das ist auch deshalb interessant, weil die Medizin derzeit immer häufiger machtlos gegen antibiotikaresistente Bakterienstämme ist. Eine endlose Geschichte also. it Emil Behring, Robert Koch und Paul Ehrlich kommen gleich drei künftige Nobelpreisträger vor. Im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Umbrüchen, Forscherinteresse und privaten Beziehungen wird nichts ausgelassen. Die Deutschen waren dafür mehr zu begeistern (Marktanteil bis 25,5 Prozent) als die Österreicher (Marktanteil 17 Prozent). Obwohl: AKH statt Charité hätte noch weniger gezogen.
M