Trump: „Bannon hat den Verstand verloren“
Us-präsident bricht mit einstigem Chefstrategen. Es geht um die Familienehre, aber mehr noch um die heikle Russland-affäre.
Gerade einmal einen Monat ist es her, da stand Stephen Bannon mit unfrisierten Haaren und einer speckigen Allwetterjacke auf der Bühne einer Scheune in Alabama. Es war Wahlkampf, und der Chef der rechten Propagandaseite „Breitbart“ließ es sich nicht nehmen, persönlich für den republikanischen Kandidaten Roy Moore zu werben, da der christliche Fundamentalist den Präsidenten unterstütze. „Das hier ist ein Referendum über das Trump-programm“, rief Bannon aus: „Trump macht einen tollen Job. Niemand ist perfekt. Aber ich glaube ihm.“
Da hatte Trumps ehemaliger Chefstratege gleich zwei Fehler gemacht. Erst verlor Moore die Wahl. Und nun kann sich Trump an den Mann, der seinen Wahlkampf leitete, die nationalpopulistische Ideologie erarbeitete und später praktisch Tür an Tür im Weißen Haus den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen betrieb, kaum noch erinnern. Bannon sei ein einfacher Mitarbeiter gewesen, erklärte Trump am Mittwoch: „Steve Bannon hat nichts mit mir und meiner Präsidentschaft zu tun. Als er gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job, sondern auch seinen Verstand verloren.“
Dies sind – auf Briefpapier des Weißen Hauses – selbst für den Twitter-polterer Trump ziemlich harte Worte. Der Us-präsident sei „wütend“und „angewidert“, gestand seine Sprecherin Sarah Sanders offen ein. Die „Washington Post“zitiert einen Insider aus dem Weißen Haus mit den Worten: „Er ist außer Kontrolle.“
Auslöser des jüngsten Wutausbruchs ist das Buch „Fire and Fury: Inside the Trump White House“des Autors Michael Wolff über das erste Jahr der Präsidentschaft. Darin kommt auch Trumps einstiger Einflüsterer Stephen Bannon ausführlich zu Wort. Unter anderem erklärt der 64-Jährige, dass Trumps Sohn Donald Jr. „Verrat“begangen habe, als er sich im Wahlkampf 2016 mit einer russischen Informantin traf.
Und Tochter Ivanka beschreibt der Ex-berater als „dumm wie Brot“. Solche Angriffe gegen die Familie des Präsidenten seien unerhört, empörte sich Sprecherin Sanders. Kurz darauf meldeten sich die Anwälte des Präsidenten zu Wort: Sie fordern eine Unterlassungserklärung von dem Exchefstrategen und drohen mit rechtlichen Konsequenzen, da dieser gegen eine bei seinem Ausscheiden aus der Regierung im August geschlossene Stillschweigevereinbarung verstoßen habe.
Doch selbst wenn das Buch, das am Dienstag erscheinen soll und offenbar ein insgesamt ziemlich unvorteilhaftes Bild von Donald Trump zeichnet, an einzelnen Stellen geschwärzt werden müsste: Die entscheidende Passage ist in der Welt: Es geht um ein ominöses Treffen im Juni 2016, das schon früher die Aufmerksamkeit von Robert Mueller, dem Sonderermittler in der Russen-affäre, gefunden hatte. An diesem Sommertag saßen Trumps Sohn Donald Jr., sein Schwiegersohn Jared Kushner und Wahlkampfleiter Paul Manafort mit einer russischen Anwältin im 25. Stock des New Yorker Trump- Towers zusammen. Die Informantin hatte angekündigt, sie könne brisantes Material für eine Schmutzkampagne gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton liefern. „Ich liebe es“, hatte Donald Trump Jr. geantwortet.
Bannon nennt diese Zusammenkunft im Usamerikanischen Wahlkampf nun „verräterisch“und „unpatriotisch“. Es sei eine ganz schlechte Idee gewesen, sich ohne
Anwälte mit der russischen Anwältin zu treffen, argumentiert er: „Man hätte sofort das FBI rufen sollen.“Damit nicht genug: Angeblich gibt sich Bannon in dem Buch auch überzeugt, dass Sonderermittler Mueller den nassforschen Trump-sohn „im nationalen Fernsehen wie ein Ei aufschlagen“werde. Außerdem seien seiner Meinung nach die Chancen, dass der Sprössling seinen Vater nicht über die Angelegenheit unterrichtet habe, gleich „null“.
Damit geht es für
Trump nicht nur um die Familienehre. Vielmehr werden durch
Bannons
Schilderung die Spekulationen befeuert, dass die Trump-kampagne gezielt mit
Moskau zusammengearbeitet habe.
Der
Präsident versucht, die Spuren eifrig zu verwischen. Noch Mitte Oktober hatte er Stephen Bannon seinen Freund genannt. Nun nennt er ihn einen Wichtigtuer, der seine Zeit im Weißen Haus damit zu-