Im Strom der Zeit
Die Automobilhersteller haben mit der Formel E eine neue imagebildende Spielwiese entdeckt.
Nach dem Premierenrennen im September 2014 in Peking war das Urteil aus der Welt des Motorsports nicht gerade schmeichelhaft ausgefallen: „Zu leise, zu lahm, zu fad“, maulten die Kritiker, „wer soll sich das denn anschauen?“
Heuer steht die Formel E in ihrer vierten Saison – und die Spötter von damals sind auffallend ruhig geworden. Schließlich kommt da gerade eine Rennserie in Mode, die nicht bloß umweltpolitisch den Nerv der Zeit trifft. Sie bietet vor al- lem Automobilherstellern eine prachtvolle Werbebühne für jene Form des Antriebs, den sie als die heilbringende Technologie der Zukunft erachten und den es zu vermarkten gilt: die Elektromobilität.
Die surrende Rennserie setzt die Branche zunehmend unter Strom. Renommierte Marken wie Jaguar, Renault und Audi oder das chinesische Start-up NIO sind schon da, BMW, Mercedes, Porsche und Nissan stehen vor dem Einstieg. Die Hersteller sehen die Formel E als Versuchslabor für die Serie und schätzen zudem das klare Reglement, die noch überschaubaren Kosten (aktuell rund ein Zehntel eines Formel-1-budgets) und die Schauplätze.
In der Königsklasse des Motorsports beäugt man den Boom zum Elektro-championat weiterhin skeptisch. Formel-1-granden halten die Formel E „für einen Event und nicht für Motorsport“. So sieht es auch Redbull-rennsportchef Helmut Marko, der sagt: „Die Formel E wäre für uns nie eine Option.“