Kleine Zeitung Steiermark

Die Fremden im Zimmer

- Werner Krause

Über das brutale Verschwind­en der Problem-sendungen

Wer so unvorsicht­ig ist, sein Tv-gerät schon vor 18 Uhr einzuschal­ten, kann wildfremde Menschen bei allerlei Tätigkeite­n beobachten – sie reparieren (Dübel-tv), operieren (Notarzttv) oder filetieren (Pfannen-tv). Weitgehend von der Bildfläche verschwund­en sind die zahlreiche­n Problem-sendungen. Da gab es wunderbare Beiträge. Über Söhne, die zu große Ohren, und Frauen, die zu kleine Brüste hatten, über hinterfotz­ige Ehemänner oder gar über gewalttäti­ge Hamster. Die Themen ließen sich locker variieren. Dann wurden halt Männer mit schnarchen­den Ohren oder Söhne mit gewalttäti­gen Brüsten draus.

Ein Problem der oft brutal spannenden Sendungen bestand darin, dass sie von meist viertklass­igen, arbeitslos­en Schauspiel­ern, also Problemauf­werfern auf Abruf, mehr schlecht als recht gespielt wurden, aber geraume Zeit keck und regelmäßig mit neuen Problemen auftauchte­n. Womit natürlich ein neues Problem entstand. Weil: Wiederkenn­ungswert. ie Fremden im Zimmer wurden vertraut, und das geht gar nicht. Ihnen allen gilt Anteilnahm­e und Hoffnung. Auf Erhalt der Spitalsser­ien. Denn dort bieten sich noch, wie jetzt in der „Klinik am Südring“(Sat.1) womöglich beobachtet, letzte Auftritts-chancen. Aber nur in Ganzkörper-bandagieru­ng.

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