Die Fremden im Zimmer
Über das brutale Verschwinden der Problem-sendungen
Wer so unvorsichtig ist, sein Tv-gerät schon vor 18 Uhr einzuschalten, kann wildfremde Menschen bei allerlei Tätigkeiten beobachten – sie reparieren (Dübel-tv), operieren (Notarzttv) oder filetieren (Pfannen-tv). Weitgehend von der Bildfläche verschwunden sind die zahlreichen Problem-sendungen. Da gab es wunderbare Beiträge. Über Söhne, die zu große Ohren, und Frauen, die zu kleine Brüste hatten, über hinterfotzige Ehemänner oder gar über gewalttätige Hamster. Die Themen ließen sich locker variieren. Dann wurden halt Männer mit schnarchenden Ohren oder Söhne mit gewalttätigen Brüsten draus.
Ein Problem der oft brutal spannenden Sendungen bestand darin, dass sie von meist viertklassigen, arbeitslosen Schauspielern, also Problemaufwerfern auf Abruf, mehr schlecht als recht gespielt wurden, aber geraume Zeit keck und regelmäßig mit neuen Problemen auftauchten. Womit natürlich ein neues Problem entstand. Weil: Wiederkennungswert. ie Fremden im Zimmer wurden vertraut, und das geht gar nicht. Ihnen allen gilt Anteilnahme und Hoffnung. Auf Erhalt der Spitalsserien. Denn dort bieten sich noch, wie jetzt in der „Klinik am Südring“(Sat.1) womöglich beobachtet, letzte Auftritts-chancen. Aber nur in Ganzkörper-bandagierung.