Zur Person
Man kann zwingen.
Wir glauben immer, wir sind reich. Weil wir ein paar Sparbücher haben. Aber an der Wirtschaft sind wir nicht beteiligt. Auch geht mir einfach nicht ein, warum bei einem wichtigen Infrastrukturunternehmen wie der Energie Steiermark, wenn sich der französische Aktionär zurückzieht, nicht österreichische Aktionäre zum Zug kommen, sondern ein australischer Pensionsfonds. Oder ein anderes wichtiges Infrastrukturunternehmen wie die Gas Connect Austria praktisch zur Hälfte nach Italien und die deutsche Allianz geht. ja aber niemanden
Den ersten Abgang des Jahres 2018 von der Wiener Börse haben wir auch schon: Der zu KTM gehörende steirische Rennsportausrüster Pankl verlässt den Handel. In dem kleinen Markt, wie es Wien nun einmal ist, tut es mir natürlich um jeden Abgang leid. Aber ich habe Verständnis, wenn sich ein Vollblutunternehmer wie Stefan Pierer angesichts dieses kleinen Streubesitzes den Pankl hat, das alles nicht antun will. Seine Entscheidung vor gut einem Jahr, die KTM in Zürich statt in Wien notieren zu lassen, sehe ich auch als emotionalen Entschluss, nachdem in Österreich nichts weitergegangen ist.
Was halten Sie von der gerade in Kraft getretenen neuen Richtlinie zum Anlegerschutz?
Dieses MIFID führt zur Entmündigung des Anlegers. So als ob man Autofahrern sagt, sie sollen aufs Fahrrad umsteigen, weil Autofahren zu gefährlich ist. Die Bankberater werden ängstlich, Anleger werden entweder in triviale Sparprodukte gedrängt oder in Fonds, die erst recht Blackboxes sind.
Welche Vorschläge haben Sie an die Politik?
Wir müssen es kleinen und mittelgroßen Unternehmen leichter machen, an die Börse zu gehen. Bei vielen Familienunternehmen stehen Generationswechsel an. Die sollten Vorzugsaktien anbieten können, damit sie die Führung nicht teilen müssen oder ins Visier von Übernahmen kommen. Derzeit ist die Börse zur Kapitalbeschaffung wegen der niedrigen Zinsen natürlich nicht so attraktiv, aber das wird sich wieder ändern. Firmen mit wenig Aktienumsatz sollten nur einmal in der Woche oder sogar nur einmal im Monat gehandelt werden können. Und Hauptversammlungen, die sieben, acht Stunden dauern, braucht im Normalfall auch keiner. Bei der steuerbegünstigten Zukunftsvorsorge, die seit Jahren dahindümpelt, sollte man intensiv über eine Belebung nachdenken. Wenn sie mit Aktien unterlegt sein soll, kann man sie nicht gleichzeitig mit einer Auszahlungsgarantie koppeln, so wie das jetzt ist.
Das funktioniert einfach nicht.
wurde am 4. März 1948 in Wien geboren. Er ist promovierter Betriebswirt. Bei seinen zahlreichen beruflichen Stationen gehörten Controlling und Unternehmensanalysen zu seinen Schwerpunkten. Bei einer Versicherung war er zehn Jahre in leitender Funktion in der Revision und Vermögensveranlagung.
Seit 1999 ist er Präsident des Interessenverbandes für Anleger. In dieser Funktion meldet er sich vor allem zu börsennotierten Unternehmen zu Wort, zuletzt sehr kritisch zur Fusion RHI – Magnesita.