Mein vierter Geburtstag am Kulm
Nach der Vierschanzentournee ist vor dem Skifliegen auf dem Kulm – und da wartet dieses Wochenende auf die Athleten eine ganz neue Herausforderung. Skifliegen ist die Königsdisziplin für die Springer: Die Schanze ist doppelt so groß, schon im Anlauf ist man bis zu 15 km/h schneller, nach dem Absprung beschleunigt man auf 130 km/h. Der Luftstand beträgt bis zu acht Meter und man setzt im Idealfall erst weit hinter der 200-Meter-marke auf. Über 200 Meter in der Luft, bis auf zwei Skier und den eigenen Körper ganz ohne Hilfsmittel – das ist Faszination pur. er Sprung an sich unterscheidet sich aber kaum von dem auf einer Großoder Normalschanze. Nur kommt manchen das Fliegen eben mehr entgegen. So, wie Weltrekordhalter Stefan Kraft, den ich am Kulm unter den ganz großen Favoriten sehe. Er ist der typische Flieger, versucht über dem Vorbau so wenig wie möglich an Geschwindigkeit zu verlieren und aerodynamisch zu bleiben. Ich war hingegen mehr der Absprungtyp. Das heißt, ich habe nach dem Tisch meinen Körper zu steil aufgestellt. Dadurch gewann ich zwar über den Vorbau immer enorm an Höhe, doch ist mir dafür im
Dletzten Drittel stets die Geschwindigkeit ausgegangen.
Für die Athleten ist es am Kulm der erste Flug seit März 2017 in Planica, weil Trainieren auf einer Skiflugschanze nur bei offiziellen Bewerben unter Aufsicht erlaubt ist. Da hat man beim ersten Sprung schon ein mulmiges Gefühl und versucht, sich an die Dimensionen heranzutasten. Und die sind enorm. Wenn man von oben zusieht, stößt sich der Springer ab, fährt einen extrem langen Anlauf an, verschwindet und taucht dann Sekunden später als kleine Ameise wieder im Auslauf auf – unglaublich! ür die zuletzt weniger erfolgreichen Österreicher kommt der Kulm auf alle Fälle zur rechten Zeit. Zwar erwarte ich mir von der Mannschaft keinen Megaschritt nach vorne, doch bin ich überzeugt, dass sich neben Kraft auch Michael Hayböck und Gregor Schlierenzauer wieder entscheidend verbessert präsentieren werden. Sie müssen nur noch etwas konstanter werden und sollten nun endlich auch einmal das Glück auf ihrer Seite haben. Die Jungen im Team sind hingegen schwer einzuschätzen – da wäre es schon erfreulich, wenn sie sich für den Wettkampf der besten 40 qualifizieren könnten.
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