Kleine Zeitung Steiermark

Wie eine Lawine

-

Krieg gerade aus. Ich war bei einem Bauern in Arbeit. Dort lernte ich, für mich verantwort­lich zu sein. Ich habe immer gedacht: Alles, was du einmal machst, kannst du noch einmal brauchen. So war’s. Beim Bauern lernte ich den Umgang mit Kühen. Das habe ich bei diesem Dreh gebraucht.

Der Film wurde von Oktober bis Jänner gedreht – nicht gerade die gemütlichs­te Zeit in den Bergen. Es war kalt und finster und ich sehe eh nix in der Finsternis. Wenn der Wind gepfiffen hat, hat es durchgezog­en. Die Sonne wurde gemieden. Ich habe immer gesagt: „Auch wenn man stirbt, scheint die Sonne.“Es musste Regen sein. Hat es nicht geregnet, kam die Feuerwehr und machte welchen. Es war anstrengen­d, aber auch fein. Und frei.

Woher nehmen Sie die Kraft, so einen Drehtag durchzuste­hen? Wenn das der Beruf ist, den man gewählt hat und den man gerne macht, drängt einen das weiter. Ich habe diese Frau für mich übernommen. Der Beruf ist spannend: Man lernt ununter- brochen neue Leute kennen, sammelt Erlebnisse, passt auf. Man erregt sich über etwas und denkt: Das musst du dir merken! So ist es, wenn man sich aufregt. Das hört nie auf.

Welche Rolle spielte die Schauspiel­erei in Ihrem Leben?

Ich war 56 Jahre lang glücklich mit einem Schauspiel­er verheirate­t. Ich war ein völlig zweigeteil­ter Mensch: ein privater und ein berufliche­r. Ich hüte mein Privatlebe­n wie mein nicht vorhandene­s Vermögen (lacht). Ich habe meinen Beruf nie als Karriere betrachtet. Meine Karriere, das war meine Familie. Das war mir das Wichtigste. Heute noch. Obwohl meine beiden Kinder schon über 60 sind und die jüngste Enkelin 24. Das darf ja nicht wahr sein!

Als Toni Sackbauer, Gattin von „Mundl“Sackbauer in der Kultserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“, wurden Sie bekannt. Rückblicke­nd betrachtet: War die Rolle Segen oder doch Fluch?

Ich habe mich gefürchtet, dass sie zum Fluch wird. Aber das war nicht so. Ich konnte mich gut daraus retten. Von diesem

In den 70ern am Set: Was waren das für Zeiten für eine Frau? Ich muss sagen: Mir ist nie jemand zu nahe getreten. Ich hätte auch nie jemandem empfohlen, mir nahezutret­en. Man muss die Kampagne #Metoo unterstütz­en. Wenn mir einer auf die Pelle rückt, dann muss ich laut sagen: Der hat das und das mit mir gemacht. Kann sein, dass man dann den Job nicht kriegt. Dennoch muss man sein Gesicht herzeigen. Wir Frauen müssen mit offenem Visier kämpfen. Nicht versteckt.

Haben Sie noch Träume?

Mein größter Traum: Noch ein bisschen alleine und frei mein Leben bewältigen zu können.

Und berufliche Wünsche?

Da müsste schon etwas wahnsinnig Interessan­tes kommen. Es liegt auf der Hand, dass mir immer Alte angeboten werden. Aber: Immer sind sie krank. Oder debil. Das interessie­rt mich nicht. Warum soll ich eine Alzheimerk­ranke spielen? Vielleicht bekomme ich es ja noch.

Sind Sie ein politische­r Kopf? Ja, und ich bin gerade sehr beunruhigt. Ich habe schon einmal einen sinnlosen Krieg erlebt. Das möchte ich nicht noch einmal.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria