„Ich wurde von der Politik oft enttäuscht“
General Günter Höfler hat seine Geradlinigkeit nicht nur genützt. Nun geht der Steirer in den Ruhestand.
Eine Ihrer letzten Aufgaben war die Überprüfung der Ausbildungsrichtlinien nach dem Tod eines Rekruten während seiner Grundausbildung. Was ist das Ergebnis? GÜNTER HÖFLER: Unsere Vorschriften sind sehr gut, sie werden auch laufend adaptiert, und zwar unter Einbeziehung der Truppe. Allerdings haben wir festgestellt, dass die Truppe wegen der vielen Aufgaben und der hohen Ausbildungsstärken sehr stark belastet ist. Hier ist aber Besserung in Sicht, weil ja jetzt sehr viele Kaderanwärter in Ausbildung stehen.
Wie beurteilen Sie das neue Regierungsprogramm in Hinblick auf die Landesverteidigung?
Es nimmt Rücksicht auf die aktuellen Herausforderungen. Aber entscheidend ist, welche Mittel bereitgestellt werden. Daran wird auch die Arbeit der Regierung gemessen werden.
Sie haben zuletzt in der österreichischen Militärvertretung in Brüssel gewirkt. Sieht man uns dort als verlässlichen Partner? Wir werden nicht als Trittbrettfahrer gesehen, wie viele glauben. Wir sind international anerkannt, haben viel Erfahrung. Was uns aber geschadet hat, war die überstürzte Art und Weise des Golan-abzugs – weniger in Europa als bei der UNO. Das war absolut ein Fehler, der uns viel an Stellenwert und Sympathien in der internationalen Staatengemeinschaft gekostet hat.
Nun haben wir ein Problem mit der Türkei in der Nato-partnerschaft. Wie wirkt sich das aus? Wir sind durch die Blockadehaltung der Türkei in der Natopartnerschaft für den Frieden stark ins Trudeln gekommen und die Auswirkungen werden immer stärker spürbar. Wir werden zunehmend keine Aktivitäten in der Ausbildung oder in der Einsatzvorbereitung wahrnehmen können. Wir wollten an der Operation „Sea Guardian“im Mittelmeer teilnehmen, aber unser Antrag wird nicht einmal offiziell behandelt. In Brüssel sagt man, wir müssen das Problem bilateral lösen. Daher brauchen wir eine gesamtstaatliche Strategie. Wesentlich ist, dass wir die Tür des Dialogs nicht zumachen dürfen.
Wo sehen Sie derzeit die größte Herausforderung für die Sicherheitspolitik?
Eine der größten Bedrohungen der heutigen Zeit liegt im Bereich der Computersicherheit, also Cyberdefense. Dieser kann man Erfolg versprechend nur begegnen, wenn alle staatlichen Akteure zusammenarbeiten. Ähnlich dem Modell der Luftraumüberwachung, wo Militärs und zivile Experten quasi nebeneinandersitzen. Das Heer kann da sehr viel einbringen.