Das Inverview ungekürzt
Mit Ende Jänner geht Günter Höfler in den Ruhestand
Wie sehr schmerzt Sie die Auflösung des Streitkräftekommandos, das Sie ja mit aufgebaut und sechs Jahre lang geführt haben? Die Zusammenführung der vier Kommanden der operativen Ebene 2006 war ein zeitgemäßer, richtungsweisender Weg, den uns viele Nachbarstaaten nachgemacht haben. Ich verstehe bis heute nicht wirklich, warum das im Vorjahr wieder rückgängig gemacht wurde. Für mich ist das ein Rückschritt.
Unter Ihrem Kommando wurde auch der Eurofighter eingeführt. Jetzt steht ein Ausstieg im Raum. Eine Schnapsidee?
Man sollte sich das gründlich überlegen. Unsere Leute haben den Eurofighter technisch im Griff, grundsätzlich ist es ein gutes Flugzeug. Der große Fehler passierte damals in den
Nachverhandlungen, als man sich für Tranche 1 statt für Tranche 2 entschied. Wir haben leider aus dem Flugzeug vieles herausgenommen, was seinen Wert ausmacht. Nun hört man, dass uns Airbus ein neues Angebot macht, das sollte man sich genau anschauen.
Was wünschen Sie dem Bundesheer für die Zukunft?
Es ist wichtig, dass man die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellt. Natürlich muss man schauen, wo man noch weiter einsparen kann. Man muss die Organisation immer wieder anpassen, nicht auf einmal, sondern Schritt für Schritt. Aber selbst wenn man den Grundwehrdienst attraktivieren will, geht das über den Sold. Weil 320 Euro für den Rekruten sind zu wenig, da bin ich mit dem Ver- teidigungsminister einer Meinung. Nur wenn man das aus dem laufenden Budget bezahlen muss, bleibt für Investitionen nichts mehr übrig. Das mittelfristige Ziel muss ein Budget in der Höhe von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bleiben.
Sie nahmen sich selten ein Blatt vor den Mund. Wie hielten Sie es im Umgang mit der Politik und mit der Truppe?
Wie in jedem Beruf hast du Höhen und Tiefen. Auch ich bin von der Politik oft enttäuscht worden, allein wenn ich an die finanziellen Versprechungen denke. Aber was mich immer wahnsinnig motiviert hat, ist die Leistungsfähigkeit unserer Leute. Es gibt so viele Menschen aller Dienstgrade bei uns, die unglaublich engagiert arbeiten. Das hat meine ganzen Enttäuschungen wettgemacht. Führen heißt für mich, auch Aufgaben zu delegieren und Fehler zuzulassen und den Leuten Wertschätzung entgegenzubringen. Was die Politik betrifft: Ich hatte meine Auffassungsunterschiede und habe sie auch artikuliert. Aber eine Gesprächsbasis blieb zu allen bis heute erhalten.
War Ihre Direktheit auch der Grund, warum Sie nie dem innersten Zirkel rund um die politische Führung angehörten?
Das stimmt. Ich habe auch erkennen müssen, dass man vielen fast suspekt erscheint, wenn man sich nicht offen zu einer Partei bekennt. Bei uns ist man ja schnell parteipolitisch punziert. Wenn der Minister zum Beispiel einen Kommandanten nicht selbst bestellt hat, ist er nicht sein Mann. Es ist schade, dass deshalb viele gute Berater nicht in den innersten Kreis vordringen können.
Werden Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung im Ruhestand dem Bundesheer und der Politik zur Verfügung stellen?
Jetzt freue ich mich, dass ich wieder in der Steiermark bin. Ich werde mir zunächst eine Auszeit nehmen und Österreich bereisen. Alles Weitere lasse ich auf mich zukommen. Aber wenn mein Rat gebraucht wird, bin ich jederzeit erreichbar.