Dr. Schlager und Mr. Rock
Zu „Ganz in Weiß“tanzen Brautpaare nach wie vor: Heute wäre Roy Black 75 geworden.
Wahre Liebe ist etwas für die Ewigkeit. Auch über ein Vierteljahrhundert nach dem frühen Tod des Sängers veranstaltet die Heimatgemeinde Roy Blacks noch Gedenkfeiern für treue Fans. Die reisen jedes Jahr verlässlich um den 9. Oktober auch aus Österreich und der Schweiz ins beschauliche Städtchen Bobingen bei Augsburg. Das Grab quillt dann über vor Blumengestecken und Devotionalien. Man kennt sich, versteht sich als Familie.
Wer war aber dieser Mann, der als Roy Black den Schlagerhimmel eroberte, Liebe, Ruhm und Geld erntete und doch zeitlebens ein anderer sein wollte? Gebrandmarkt als „Schnulzensänger“.
Roy Black wird am 25. Jänner 1943 als Gerhard Höllerich in Bobingen-straßberg geboren. Nach dem Abitur im nahen Augsburg beginnt er in München ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Schon als Teenager begeistert er sich für Musik; besonders die aufrührerische Energie des Rock ’n’ Roll springt auf ihn über. Gerd will nun selbst singen.
Sein Pseudonym ist eine Kombination aus dem Vornamen seines Idols, des Us-amerikanischen Rocksängers Roy Orbison („Pretty Woman“), und aus seinem Spitznamen „Blacky“, den er wegen seiner tiefschwarzen Haare bekam. Im September 1964 erhält Roy Black einen Plattenvertrag bei Polydor. Sein Debüt „Du bist nicht allein“erklimmt im Winter 1965 auf Anhieb die Top Ten der deutschen Hitparade.
1966 gelingt ihm der Durchbruch mit „Ganz in Weiß“. Ein gut aussehender Sänger mit Samtstimme und verführerischem Lächeln singt von Romantik, Hochzeit und ewiger Liebe – das hat, inmitten der Beatwelle und der anrollenden Frauenemanzipation, im verschlafenen deutschsprachigen Raum der 1960er-jahre Hitpotenzial: „Ganz in Weiß, mit einem Blumenstrauß – so siehst du in meinen schönsten Träumen aus.“Insgesamt wurden 2,5 Millionen Singles verkauft.
Black wird zum Idol von Millionen, wird geliebt und gefeiert. Richtige Hits hat er in der Folge zwar nur noch wenige („Das Mädchen Carina“, „Dein schönstes Geschenk“). Doch er