Weites Land: Die Aufholjagd der Machtlosen
Drei Neue in Niederösterreich: Die Övp-landeshauptfrau verteidigt eine Bastion, SPÖ und FPÖ kratzen an der Absoluten.
Seit dem Spätsommer hat der Spö-kandidat Franz Schnabl einen neuen Dienstwagen. Er benützt ihn gemeinsam mit seinem Geschäftsführer. Der Kilometerstand hält bei 92.000.
Der Wahlkampf ist kurz und die Wege sind weit in Niederösterreich. Övp-landeshauptfrau Johanna Mikl-leitner, Spö-herausforderer Schnabl und Fpöjungspund Udo Landbauer besuchen dennoch auch die entlegensten Winkel, um sich dem Wahlvolk bekannt zu machen. Alle drei kandidieren am kommenden Sonntag zum ersten Mal für die Landtagswahl. Miklleitner hofft, das Erbe Erwin Prölls (50,8 Prozent) zu verteidigen, die beiden anderen wittern ihre Chance.
Der Wagen der Landeshauptfrau hält heute bei einem Sandhaufen in der Pampa. Es ist jene Stelle in Rastenfeld im Waldviertel, an der ein Nahversorgungszentrum entstehen soll. Spatenstich. Die Blaskapelle steht parat, das Volk hat sich versammelt – schließlich gibt’s im Anschluss Würstel und Bier. s ist ein Heimspiel für Mikl-leitner, im wahrsten Sinne des Wortes. Als Studentin hatte sie im Nachbarort einen Sommerjob im Ferienheim, „ich bin immer schon
Ehierher gewandert“. Und als Tochter eines Nahversorgers unmittelbar an der Grenze zu Tschechien, die nicht weit von hier ist, weiß sie auch um den Wert der Versorgung an der Peripherie mit Waren aller Art.
Rastenfeld ist tiefschwarz. Typisch für Niederösterreich, jenes Land, in dem es in 169 von 170 Dienststellen in der Verwaltung nur eine, nämlich eine Övp-personalvertreterliste gibt. Das schwarze Kernland soll auch in türkisen Zeiten eine Bastion der Volkspartei bleiben, aber etwas ist doch anders: Aus Prölls Vaterland ist ein Mutterland geworden, es wird als „Mutterland moderner Familienpolitik“beworben. Die Landeshauptfrau tut, was sie kann, um dem neuen Image gerecht zu werden, trotz nachweislichem Defizit bei Krabbelstuben, Kindergärten etc. Jedes Kind wird geherzt, jeder Mama gratuliert, jede Gelegenheit genützt, um verdienstvolle Menschen, insbesondere auch Frauen, zu würdigen.
Das Mannsvolk freut sich mit. Die Landeshauptfrau sorgt für gute Stimmung durch ehrliche, laute Lacher. Später wird mir die SPÖ erzählen: Beim Landhausball in St. Pölten waren viele nicht da, die sonst immer präsent waren im Sog des „Alten“, Erwin Pröll. Bröckelt es im System? Die Liste der prominenten Unterstützer spricht noch dieselbe Sprache wie früher: Künstler, Wirtschaftstreibende, Altpolitiker aus allen Lagern werben für die Landeshauptfrau, von Monika Langthaler über Sonja Klima und Susanne Riess-passer bis hin zu Erwin Wurm. Wählerinnen und Wähler verblüfft sie mit direkt adressierten Videobotschaften, 5000 Vornamen sprach sie dafür höchstpersönlich ein. as „System Niederösterreich“war ein „System Erwin Pröll“, und wenn Fpö-spitzenkandidat Udo Landbauer durch die Lande tourt, um zu erfahren, wo der Schuh drückt, findet er nur wenige Hühneraugen als Munition gegen die ÖVP. Froh sind die Unternehmer, dass Autostraßen die Peripherie mit dem Zentralraum verbinden, dass Förderungen aller Art die Betriebe unterstützen. Ein paar Kilometer nördlich von Rastenfeld, bei Groß Gerungs, ist der Türen- und Fenstererzeuger
DBruckner daheim. Sein Problem: der Nachwuchs. Es gibt zu wenige Lehrlinge. Da kann auch Landbauer nicht helfen. Darüber, dass es traurig ist, dass der Tischler heuer erstmals auch zwei (von insgesamt 120) Arbeitskräfte von jenseits der Grenze beschäftigen muss, weil er keine inländischen findet, sind sie sich immerhin einig.
Udo Landbauer ist ein schneidiger Bursch vom Aussehen her. Vom Auftreten her wirkt er eher bescheiden: Er fragt viel, sagt wenig. Die Auskünfte der Firmenchefs sind ihm wichtig. Die Arbeitnehmer links und rechts „belästigt“er nicht mit Small Talk oder Händedruck.
Volkstribune sehen anders aus, aber vielleicht ist es auch die Nazi-text-affäre, die an ihm nagt. Am Abend wird ihn Armin Wolf durch die Mangel drehen, halb Europa spricht über ihn. So hat er sich das Finale nicht vorgestellt. Aber ein Zugewinn zu den mageren acht Prozent aus dem Jahr 2013 ist ihm gewiss.
Der umtriebige Herr Schnabl ist an diesem Tag in Großdes