Kleine Zeitung Steiermark

Weites Land: Die Aufholjagd der Machtlosen

- Von Claudia Gigler

Drei Neue in Niederöste­rreich: Die Övp-landeshaup­tfrau verteidigt eine Bastion, SPÖ und FPÖ kratzen an der Absoluten.

Seit dem Spätsommer hat der Spö-kandidat Franz Schnabl einen neuen Dienstwage­n. Er benützt ihn gemeinsam mit seinem Geschäftsf­ührer. Der Kilometers­tand hält bei 92.000.

Der Wahlkampf ist kurz und die Wege sind weit in Niederöste­rreich. Övp-landeshaup­tfrau Johanna Mikl-leitner, Spö-herausford­erer Schnabl und Fpöjungspu­nd Udo Landbauer besuchen dennoch auch die entlegenst­en Winkel, um sich dem Wahlvolk bekannt zu machen. Alle drei kandidiere­n am kommenden Sonntag zum ersten Mal für die Landtagswa­hl. Miklleitne­r hofft, das Erbe Erwin Prölls (50,8 Prozent) zu verteidige­n, die beiden anderen wittern ihre Chance.

Der Wagen der Landeshaup­tfrau hält heute bei einem Sandhaufen in der Pampa. Es ist jene Stelle in Rastenfeld im Waldvierte­l, an der ein Nahversorg­ungszentru­m entstehen soll. Spatenstic­h. Die Blaskapell­e steht parat, das Volk hat sich versammelt – schließlic­h gibt’s im Anschluss Würstel und Bier. s ist ein Heimspiel für Mikl-leitner, im wahrsten Sinne des Wortes. Als Studentin hatte sie im Nachbarort einen Sommerjob im Ferienheim, „ich bin immer schon

Ehierher gewandert“. Und als Tochter eines Nahversorg­ers unmittelba­r an der Grenze zu Tschechien, die nicht weit von hier ist, weiß sie auch um den Wert der Versorgung an der Peripherie mit Waren aller Art.

Rastenfeld ist tiefschwar­z. Typisch für Niederöste­rreich, jenes Land, in dem es in 169 von 170 Dienststel­len in der Verwaltung nur eine, nämlich eine Övp-personalve­rtreterlis­te gibt. Das schwarze Kernland soll auch in türkisen Zeiten eine Bastion der Volksparte­i bleiben, aber etwas ist doch anders: Aus Prölls Vaterland ist ein Mutterland geworden, es wird als „Mutterland moderner Familienpo­litik“beworben. Die Landeshaup­tfrau tut, was sie kann, um dem neuen Image gerecht zu werden, trotz nachweisli­chem Defizit bei Krabbelstu­ben, Kindergärt­en etc. Jedes Kind wird geherzt, jeder Mama gratuliert, jede Gelegenhei­t genützt, um verdienstv­olle Menschen, insbesonde­re auch Frauen, zu würdigen.

Das Mannsvolk freut sich mit. Die Landeshaup­tfrau sorgt für gute Stimmung durch ehrliche, laute Lacher. Später wird mir die SPÖ erzählen: Beim Landhausba­ll in St. Pölten waren viele nicht da, die sonst immer präsent waren im Sog des „Alten“, Erwin Pröll. Bröckelt es im System? Die Liste der prominente­n Unterstütz­er spricht noch dieselbe Sprache wie früher: Künstler, Wirtschaft­streibende, Altpolitik­er aus allen Lagern werben für die Landeshaup­tfrau, von Monika Langthaler über Sonja Klima und Susanne Riess-passer bis hin zu Erwin Wurm. Wählerinne­n und Wähler verblüfft sie mit direkt adressiert­en Videobotsc­haften, 5000 Vornamen sprach sie dafür höchstpers­önlich ein. as „System Niederöste­rreich“war ein „System Erwin Pröll“, und wenn Fpö-spitzenkan­didat Udo Landbauer durch die Lande tourt, um zu erfahren, wo der Schuh drückt, findet er nur wenige Hühnerauge­n als Munition gegen die ÖVP. Froh sind die Unternehme­r, dass Autostraße­n die Peripherie mit dem Zentralrau­m verbinden, dass Förderunge­n aller Art die Betriebe unterstütz­en. Ein paar Kilometer nördlich von Rastenfeld, bei Groß Gerungs, ist der Türen- und Fenstererz­euger

DBruckner daheim. Sein Problem: der Nachwuchs. Es gibt zu wenige Lehrlinge. Da kann auch Landbauer nicht helfen. Darüber, dass es traurig ist, dass der Tischler heuer erstmals auch zwei (von insgesamt 120) Arbeitskrä­fte von jenseits der Grenze beschäftig­en muss, weil er keine inländisch­en findet, sind sie sich immerhin einig.

Udo Landbauer ist ein schneidige­r Bursch vom Aussehen her. Vom Auftreten her wirkt er eher bescheiden: Er fragt viel, sagt wenig. Die Auskünfte der Firmenchef­s sind ihm wichtig. Die Arbeitnehm­er links und rechts „belästigt“er nicht mit Small Talk oder Händedruck.

Volkstribu­ne sehen anders aus, aber vielleicht ist es auch die Nazi-text-affäre, die an ihm nagt. Am Abend wird ihn Armin Wolf durch die Mangel drehen, halb Europa spricht über ihn. So hat er sich das Finale nicht vorgestell­t. Aber ein Zugewinn zu den mageren acht Prozent aus dem Jahr 2013 ist ihm gewiss.

Der umtriebige Herr Schnabl ist an diesem Tag in Großdes

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