Einmaliger Einblick in Schätze der Buchkunst
Die Österreichische Nationalbibliothek begeht ab heute ihr 650-Jahr-jubiläum als „Schatzkammer des Wissens“.
Das Neue Testament, mit Goldtinte auf 180 Tierhäute geschrieben; jedes der vier Evangelien eingeleitet durch Bilderszenen aus dem Leben der Evangelisten: Der Brünner Priester und Kanonikus Johannes von Troppau hat diese einzigartige Handschrift 1368 vollendet, sie gilt heute als Gründungscodex der Österreichischen Nationalbibliothek. Zu sehen ist das Evangeliar des Johannes von Troppau normalerweise nicht: zu kostbar, zu verletzlich ist das Buch.
Kein Wunder also, dass Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, ihre Ausstellung „Schatzkammer des Wissens“als Chance preist, „die sich vielleicht nur einmal im Leben bietet“: Im Prunksaal des Hauses ist das Buch ab heute ausgestellt – als eines von 170 „Objekten des Monats“, die aus Erhaltungsgründen jeweils nur kurz gezeigt werden können. Auch die Ori- ginalhandschrift von Mozarts „Requiem“, eine Gutenbergbibel und die spätantike „Tabula Peutingeriana“, eine fast sieben Meter lange Rollkarte des römischen Straßennetzes zwischen Britannien und Zentralasien, sind dabei zu sehen.
Zu ihrem 650-Jahr-jubiläum inszeniert sich die Österreichische Nationalbibliothek als „symbolischer Ort der Geschichte und der kulturellen Identität Österreichs“, zeigt Objekte vom Papyrus bis zum Foto ebenso wie historische Verzeichnisse verbotener Bücher und untersucht die aggressive Ankaufspolitik der Ns-zeit. Daneben ist das Haus selbst, seine vollzogenen und unrealisiert gebliebenen Erweiterungen, ein Thema der Schau zum Jubiläumsjahr. Das bietet bis tief in den Herbst zahlreiche Veranstaltungen. Schatzkammer des Wissens. Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien. Bis 13. Jänner 2019. www.onb.ac.at Sehenswert: Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek