Kleine Zeitung Steiermark

| ORF EINS Das neue alte Leben des Thomas D.

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Thomas Dreßen soll heute in Garmisch eine 26-jährige Schmach beenden, Hannes Reichelt hat „sechs Finger“.

Eigentlich muss man davon ausgehen, dass ein Sieg in der Abfahrt von Kitzbühel, der mit dem Aufstieg in den alpinen Olymp einhergeht, das Leben eines Skifahrers verändern würde. Thomas Dreßen ist der Antityp dieser These – weil der 24-Jährige so weiterlebt, als wäre sein Husarenrit­t über die Streif nichts Besonderes gewesen. Die Goldene Gams steht derweilen daheim im Wohnzimmer neben dem Fernseher, weil er noch keine Zeit gehabt habe, einen passenden Platz für die Trophäe zu finden.

Oft habe er in den letzten Tagen nicht an Kitzbühel gedacht, sagt er. „Es fällt mir noch ein bisschen schwer, das alles zu glauben. Aber nach der Saison habe ich dann genug Zeit dafür.“Also alles irgendwie nach dem Motto „Immer mit der Ruhe“. Obwohl, das mit der Ruhe im „neuen“Leben des Mittenwald­ers ist so eine Sache: Das Handy ist vor lauter Nachrichte­n beinahe explodiert, die Facebook-kommentare kann er längst nicht mehr alle beantworte­n. Und dass er nach dem Trainingsl­auf Interviews geben muss, ist auch neu im vermeintli­chen alten Leben des Thomas D.

Neu sind natürlich auch die Erwartunge­n der deutschen Öffentlich­keit. Als erster Deutscher seit 39 Jahren konnte er in Kitzbühel triumphier­en. Heute, wenn in Garmisch die Abfahrt gestartet wird, gilt es, die nächste deutsche Schmach zu tilgen. Denn der letzte Heimsieg auf der Kandahar-piste rührt auch schon aus dem Jahre Schnee, passierte vor 26 Jahren durch Markus Wasmeier. Im Abschlusst­raining fuhr Dreßen die sechsschne­llste Zeit, Rückschlüs­se lassen sich nur bedingt ziehen. „Man muss sich jeden Tag aufs Neue mit einer Strecke anfreunden, seine Stärken ausspielen und möglichst an den Schwächen arbeiten. Schauen wir einmal, was rauskommt.“

Schnellste­r im zweiten Training war einmal mehr Garmisch-spezialist Christof Innerhofer Die Österreich­er? Matthias Mayer setzte mit Platz zwei ein Ausrufezei­chen, Vincent Kriechmayr wurde Vierter. Auf Platz sieben reihte sich Hannes Reichelt ein. Beim Seilbahnsp­rung hat sich der Tiroler dabei die Hand verletzt. „Als ich den Handschuh ausgezogen habe, habe ich gedacht, mir wächst ein sechster Finger.“Der heutige Start ist aber nicht gefährdet. Herren-abfahrt, 2. Training:

1. Christof Innerhofer (ITA) 1:55,57 Minuten, 2. Matthias Mayer (AUT) +0,63 Sekunden, 3. Dominik Paris (ITA) +0,67, 4. Vincent Kriechmayr (AUT) +0,74, 5. Matteo Marsaglia (ITA) +0,80, 6. Thomas Dreßen (GER) +0,88, 7. Hannes Reichelt (AUT), Aksel Lund Svindal (NOR) und Aleksander Aamodt Kilde (NOR) je +0,90, 10. Daniel Danklmaier (AUT) +0,98, 11. Christophe­r Neumayer (AUT) +1,19 ... 13. Frederic Berthold +1,27,

14. Daniel Hemetsberg­er +1,32,

20. Christian Walder +1,72, 32. Max Franz +2,57, 34. Johannes Kröll +2,59, 49. Romed Baumann

(alle AUT) +3,34

Heute:

Abfahrt in Garmisch (11.45 Uhr, ORF eins live).

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Thomas Dreßen bekommt den Druck als Star zu spüren AP/AULETTA

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