Die Grammys und die große Ernüchterung
Protest, ganz in Weiß: Kesha und Kolleginnen performten mit weißer Rose, viele Stars wie Lady Gaga (links) hefteten sich eine an
Ausgerechnet im Popbusiness, einer Welt voller One-hit-wunder, Höhenflüge und Abstürze, ticken die Uhren langsamer. Die 60. Grammy Awards in der Nacht auf Montag haben einen neuen, nicht unbedingt ruhmvollen, Hashtag kreiert: #Grammyssomale. Er passt zur #Metoodebatte und zur Diskussion um #Timesup – zum solidarischen Nein zu Sexismus, Missbrauch und systemimmanenter Benachteiligung von Frauen.
Anders als in Hollywood, wo die Vorwürfe um Filmmogul Harvey Weinstein eine breite Diskussion inklusive Ermittlungen angestoßen haben, ist es in der Musikbranche bald still geworden um die Vorwürfe um Plattenboss Russell Simmons, den mindestens drei Frauen der Vergewaltigung beschuldigen.
Wenige Tage vor den Awards veröffentlichte die University of Southern California eine Studie, die die Billboard’s Topsongs der Jahre 2012 bis 2017 analysiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Von den 899 Grammy-nominierten der letzten sechs Jahre waren lediglich neun Prozent Frauen. Und das
Sechs Mal nominiert und ebenso oft geehrt: Bruno Mars ist der Abräumer der 60. Grammy Awards. Warum die Liste der Sieger alles andere als erfreulich ist und im Netz unter #Grammyssomale für Empörung sorgt.