Kleine Zeitung Steiermark

Mehr als nur eine Frage des Stils

- Von Stefan Winkler

In der Nacht auf heute hielt Donald Trump seine Rede zur Lage der Nation. Mit dem amerikanis­chen Politologe­n und Republikan­er Peter Rough kommt hier eine Stimme zu Wort, die die in Europa übliche Präsidente­nschelte nicht teilen mag.

Herr Rough, ein Jahr sitzt Donald Trump nun im Weißen Haus. Müssen wir uns mehr denn je vor ihm fürchten? PETER ROUGH: Man sollte sauber zwischen dem Stil und dem Inhalt seiner Politik trennen. Den Stil kennen wir. Trump ist jemand, der gern provoziert, einer, der anstachelt und aufwiegelt. Er will die Us-eliten provoziere­n, die sich gegen ihn positionie­rt haben. Dem Kern seiner Wähler gefällt das, in ihren Augen sind jene, die sich jetzt ärgern, ja verantwort­lich für die politische­n Fehler der letzten Jahrzehnte. Da gibt es also ein klares innenpolit­isches Kalkül.

Ist es aufgegange­n? Was halten Sie als Republikan­er bis jetzt grundsätzl­ich von Trump?

Trump ist jemand, der mit seiner Politik die Polarisier­ung der USA aufzeigt, manche würden sogar sagen, intensivie­rt. Dass er Rückgrat zeigt, halte ich für positiv. Dass er die Gräben vertieft, ist weniger erfreulich. Unbestritt­en ist, dass er zwar nicht so wie Macron in Frankreich, aber doch auf seine ganz eigene Weise eine politische Bewegung inmitten der Us-gesellscha­ft geschaffen hat, die parteiüber­greifend sein kann. Zwar haben viele Konservati­ve für Trump gestimmt, aber der wahre Grund, dass er Präsident wurde, ist, dass er in der Herzkammer der Sozialdemo­kratie in Amerika in die Offensive gegangen ist. In Michigan, Wisconsin und Pennsylvan­ia sind die Arbeiter und Gewerkscha­ftler in Scharen zu ihm übergelauf­en, weil er sie davon überzeugt hat, dass er ihre Interessen vertritt. Und das will er jetzt auch beweisen: Sein riesiges, milliarden­schweres Infrastruk­turpaket ist nicht unbedingt das, was ein klassische­s konservati­ves Abgeordnet­enhaus als oberste Priorität nennen würde. Da stimmen vielleicht sogar die Demokraten mit. Seine Steuerrefo­rm dagegen ist von klassisch konservati­vem Zuschnitt. Beim Thema Migration wiederum könnte auch die neu gewonnene Gewerkscha­fterklasse ein gemäßigtes Konzept unterstütz­en. Was ich damit sagen will, ist, dass Trumps politische­s Programm nicht in das typische Rechtslink­s-schema der amerikanis­chen Politik passt. Vielleicht ist aber genau das das Geheimnis seines Erfolgs. Es könnte aber auch die Ursache des großen Frusts sein, den er bei vielen in Amerika ausgelöst hat.

Sind die USA heute polarisier­ter als vor einem Jahr?

Hätte Hillary Clinton die Wahl gewonnen, wäre das Land jetzt extrem polarisier­t. Aber auch Weder rechts noch links. Vielleicht

Trump hat viel zur Lagerbildu­ng beigetrage­n. Letztlich jedoch handelt es sich um Prozesse, die schon lange im Gange sind. Aber ich hoffe doch, dass Amerika unter Trump mit den von mir gerade skizzierte­n politische­n Inhalten wieder den Zusammenha­lt findet. Denn worum geht es? Den Eliten, die die Nutznießer der Globalisie­rung sind, also den Unternehme­rn im Silicon Valley und den Bankern in New York, geht es sowieso gut. Aber dass die Leute im Mittleren Westen, die in den letzten Jahren viel gelitten haben, jetzt auch jemanden haben, der ihre Interessen verteidigt, ist doch gar nicht so schlecht.

Trump will Amerika wieder groß machen. Aber was heißt das? Wohin will er das Land führen? Trump will zuallerers­t dezidiert Wirtschaft­swachstum

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