Ein Orakel für die Weiblichkeit
„Lass los den alten Scheiß!“heißt die neue Arbeit des Theaters im Bahnhof.
Der weibliche Körper: Projektionsfläche für so vieles, kritisierte Masse, in dem dringender Optimierungsbedarf gesehen wird, ein Schönheitssymbol oder manchmal auch das Gegenteil davon.
„Wir versuchen, uns in dieser Arbeit von den Erwartungen an den weiblichen Körper zu befreien“, sagt Juliette Eröd. „Lass los den alten Scheiß!“heißt die Produktion, die der niederländische Tänzer und Choreograf Robert Steijn mit Eröd, Gabriela Hiti, Eva Hofer und Monika Klengel vom Theater im Bahnhof (TIB) erarbeitet hat. Ziel ist, sich zu verabschieden von bewährten Behauptungen und Interpretationen.
„Es ist ein riskanter Abend, ein Suchen. Und bestimmt keine typische Tib-produktion“, erklärt Eröd. Warum nicht? „Weil dieses Mal keine Typen der Gesellschaft nach Recherchen analysiert werden, sondern diese Frauen in sich hineingehen, in ihre Körper, in einen Freiraum“, sagt Steijn. „Wir lassen unsere Körper sprechen“, betont Eröd.
Über der Performance schweben nicht nur aktuelle Debatten über Weiblichkeit und Männlichkeit, das Frauund Mannsein in Zeiten von #metoo und #timesup und zunehmendes Aufstoßen von nationalistischen Haltungen, die man längst in der Vergangenheit eingesperrt vermutet hätte, sondern auch ein Orakel. Eines, von dem man sich Antworten auf große und kleine Fragen erhofft. „Ich möchte wissen: Kann ich als Frau die Gesellschaft verbessern?“, sagt Eröd. Steijn ergänzt: „Gibt es so etwas wie Schwesternschaft? Was verbindet diese vier auf der Bühne?“
Steijn ist ein Experte für Sinnlichkeit. In Graz betörten u. a. schon seine Arbeit „the forest project“mit united sorry für den steirischen herbst oder die Tib-koproduktion „Lust und Verrat“in der Alten Galerie. Julia Schafferhofer Lass los den alten Scheiß! Premiere heute, 20 Uhr. Weitere Termine: 2.–4. und 15.–18. Februar, Kristallwerk Graz, Viktor-franzstraße 9. Karten: Tel. (0316) 76 36 20; theater-im-bahnhof.com