„Ich lebe nicht in meiner heilen Scheinwelt“
Der grüne Eu-abgeordnete und Biobauer Thomas Waitz über das Umdenken in der Förderpolitik, darüber, wo er Glyphosat für zumutbar hält und warum er sich nicht auf 100 Prozent bio versteift.
Im November übernahmen Sie den grünen Eu-parlamentssitz von Ulrike Lunacek. Wie schnell findet man sich als südsteirischer Biobauer am Brüsseler und Straßburger Parkett zurecht? THOMAS WAITZ: Das ging sehr schnell, ich bin ja schon seit 2004 bei den europäischen Grünen engagiert, kenne die Leute und Abläufe. Mittlerweile bin ich für den Grünen Klub für die nächste Periode der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) zuständig, die ab spätestens 2020 in Kraft tritt. Das hab ich so schnell bekommen, weil die Kollegen gesehen haben, dass ich praktische Erfahrung mitbringe. Wenn man direkt von der Arbeit kommt, hat man oft eine andere Sicht auf Dinge.
Die Arbeitswoche sieht wie aus? Zwei Wochen Brüssel, eine Woche Straßburg, eine Woche Österreich, um daheim zu erklären, was wir in Brüssel tun.
Ist das bisher zu wenig geschehen und womöglich mit ein Grund für die Eu-skepsis hierzulande? Ich glaube schon. Gerade in meinem Kernbereich Lebensmittel und Landwirtschaft muss man umso mehr klären und erklären: Wer kriegt in Zukunft das Steuergeld und warum? Immerhin macht Agrar 40 Prozent des Eu-budgets aus. Da geht es für Bauern um viel, aber auch für die Umwelt.