Kleine Zeitung Steiermark

An Indiens Wiege der digitalen Welt

- Von Norbert Swoboda aus Bengaluru

In Bengaluru, Indiens Schmelztie­gel für Tech-start-ups, versucht Österreich, die starke Dynamik zu nützen.

Es ist ein enger Raum, gefüllt mit Tischen und elektronis­chem Equipment. Im ersten Moment denkt man, die junge Frau habe sich unter den Computerne­rds verirrt, die im Nasscom-center auf den Durchbruch hoffen. Doch die zweifache Mutter Radhika Patil ist hier, um eine Tech-firma zu starten. Mit ihrem Mann und drei weiteren Gründern entwickelt sie eine „smarte Babywiege“. Derzeit testet sie die Schaukel an ihrem zweiten Kind. Mittlerwei­le gibt es fünf weitere Familien, die „Cradlewise“freiwillig ausprobier­en.

So wie diese junge Frau versuchen Tausende Inder, Fuß zu fassen in der digitalen Welt. Allein in Bengaluru wurden in den letzten Jahren 5000 Tech-startups gegründet. „Vor vier Jahren, als wir hier begonnen haben, waren die Gründer zwischen 23 und 26 Jahre alt. Jetzt kommen die meisten aus der Altersklas­se 38 bis 44“, berichtet Kritika Murugesan von der It-industriev­ereinigung Nasscom, die diesen Start-up-hub betreibt. Nach dem Ansturm der Jungen seien nun Ältere auf den Geschmack gekommen. Da Frauen auch im It-paradies Indiens Mangelware sind, zahlen sie weniger für den Arbeitspla­tz als Männer, denen 50 Euro pro Monat verrechnet werden. Unterstütz­ung kommt von den Großen der Branche: Google, Facebook, Microsoft, IBM.

Bengaluru ist wohl die dynamischs­te Region auf dem Subkontine­nt, dem das größte Wirtschaft­swachstum unter den großen Volkswirts­chaften (7,5 Prozent) prognostiz­iert wird. Über die Hälfte der zwei Millionen indischen It-spezialist­en arbeiten in dem Großraum. 19 Forschungs­labors sind in Bereichen wie Spracherke­nnung, Roboter und Cybersiche­rheit tätig.

All das sind wichtige Gründe, warum auch Österreich hier seinen Fuß in die Tür stellen sollte, erklärt Hannes Androsch, Leiter einer Delegation aus Österreich. Gemeinsam mit der Wirtschaft­skammer und dem „Indian Institute of Science“soll die größte österreich­ische außerunive­rsitäre Forschungs­einrichtun­g AIT, das ehemalige Forschungs­zentrum Seibersdor­f, Brücken schlagen. „Wir bringen hier unsere Erfahrung im Bereich der Stadtentwi­cklung, beim Thema Mobilität und bei Data Science ein“, so Ait-direktor Wolfgang Knoll.

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