„Ich schaue gern zu, wie das Böse bezwungen wird“
Gut und Böse sind im Krimi „Die Toten am Bodensee“schwer zu trennen: Schauspielerin Margarethe Tiesel über Angebote im Alter, neue Projekte und #Metoo.
In „Die Toten am Bodensee“heute auf Orfeins sind Sie als Gedemütigte zu sehen, die einen Befreiungsschlag setzt. Gut und Böse liegen nahe beieinander. Ist so eine Rolle eine Freude? MARGARETHE TIESEL: Im Film ist man schneller abgestempelt als am Theater. Wenn man weiß, das kann jemand, geht man kein Risiko ein. Deswegen sind Schauspieler oft in den gleichen Rollen zu sehen. Da freut man sich, einmal neue Seiten zu zeigen. Und die Wirtin, die kann ich mittlerweile schon.
Die Emanzipationsgeschichte dieser Frau ist eingebettet in einen Krimiplot. Wie sehen Sie das Überangebot an Krimis im TV? Mir gefallen Krimis. Ich schaue gern zu, wie das Böse bezwungen wird. Meistens findet man ja den Mörder.
In Ulrich Seidls „Paradies: Liebe“brillierten Sie 2012 als Sugarmama. Ein Karriereschub?
Die Drehbücher stapeln sich nicht, aber ja, der Seidl-film hat einen Schub an Präsenz bewirkt. Und: Gott sei Dank brauchen sie manchmal auch Ältere
Diese verhärmte Frau im Bodensee-krimi wäre mit einer Jüngeren nicht vorstellbar.
Was haben Sie zuletzt gedreht? Ich spiele in der neuen Serie „Walking on Sunshine“mit Robert Palfrader mit, die in der Orf-wetterredaktion angesiedelt ist. Und in „Die Toten von Salzburg“sowie der Doku Roland Bergers, „Auf den Spuren des steirischen Panthers“.
Und was folgt heuer?
Sabine Hiebler und Gerhard Ertl, die auch „Anfang 80“drehten, arbeiten an einem neuen Film, ich bin dabei.
Sie und Ihr Mann Franz Solar liefern am Schauspielhaus Graz mit „Die Wunderübung“einen Hit. Ja, 27 Mal haben wir schon vor ausverkauftem Haus gespielt.
Ab 2. März stehen Sie in „Jedem das Seine“wieder gemeinsam in Graz auf der Bühne.
Und wieder spielen wir ein streitendes Paar. Das Gute: Streitet man auf der Bühne viel, bleibt das zu Hause aus
Nein, im Ernst: Das Stück ist aktuell und zeigt Haltung. Es thematisiert die Todesmärsche ungarischer Juden in den letzten Kriegstagen, quer durch Österreich, durch Graz.
Apropos Haltung. Was denken Sie über die #Metoo-debatte? Ich finde sie wichtig. Bei uns an der Schauspielschule war das ja noch so: Wenn du „nett“zu dem Lehrer warst, war alles gut. Ich wollte nicht „nett“sein, dann war ich schnell in die zweite Reihe verdrängt.
„Die Toten am Bodensee“: heute, 20.15 Uhr, ORF eins.