Kleine Zeitung Steiermark

Schulbesuc­h der Regierung hat parlamenta­risches Nachspiel

- Christina Traar

In Form einer Anfrage übt die Liste Pilz Kritik an Kurz und Co., Besuche in Schulen gehören jedoch zum politische­n Alltag.

Was machts denn ihr grad?“, fragt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP), der vor dem Tisch zweier Mädchen kniet und dabei von einer Kamera gefilmt wird. Diese Szene spielte sich am 23. Jänner 2018 in einer Volksschul­e in Graz-murfeld ab. Kurz, Vizekanzle­r Heinz-christian Strache (FPÖ) und Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) waren gemeinsam mit dem steirische­n Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) zu Besuch, um für die geplanten Deutschför­derklassen zu werben.

Dieses Werben hat nun ein parlamenta­risches Nachspiel. Morgen, Montag, bringt die Liste Pilz nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung eine Anfrage an die drei Mitglieder der Bundesregi­erung ein. Denn der Besuch, vor allem aber die Verteilung von Autogrammk­arten, widersprec­he dem Schulunter­richtsgese­tz, er- klärt Bildungssp­recherin Stephanie Cox. „Es handelt sich hier um eine politische Werbetätig­keit und da frage ich mich schon: Ist das der neue Stil der Regierung?“

Denn eben diese Werbetätig­keit ist eigentlich verboten. In einem eigenen Rundschrei­ben hielt das Bildungsmi­nisterium bereits im Jahr 2008 fest, dass parteipoli­tische Werbung an Schulen unzulässig ist. Sollten Politiker in eine Schule kommen, dann sei darauf zu achten, dass „von den konkreten Personen keinerlei Werbewirku­ng für eine politische Partei ausgeht“. Vor allem bei Werbemater­ial sei hier eine Grenze zu ziehen. „Deshalb muss die Regierung nun erklären, warum sie diese Richtlinie nicht kennt oder warum sie sie ignoriert“, erklärt Cox. „Die Verantwort­ung müsste hier vor allem dem Bildungsmi­nister bewusst sein, da das Rundschrei- ben ja auch von seinem eigenen Ministeriu­m kommt.“

Schulbesuc­he stehen dennoch regelmäßig in den Kalendern von Politikern. Denn Fotos und Gespräche mit Kindern sind ein beliebtes Fotomotiv – vor allem im Wahlkampf. Der damalige Bundeskanz­ler und heutige SPÖ-CHEF Christian Kern besuchte Anfang Oktober die Eröffnung eines Kindergart­ens in St. Marein im Mürztal, sein Vorgänger Werner Faymann schaute im Juni 2013 in einer Schule in Wien-neubau vorbei.

Damit sich solche Bilder in Zukunft nicht wiederhole­n, fordert Liste-pilz-bildungssp­recherin Cox klare Spielregel­n für Politiker-schulbesuc­he. „Eine Stellungna­hme der Regierung ist hier ein erster Schritt. Resultiere­nd daraus könnte man das Rundschrei­ben überarbeit­en und eventuell gesetzlich­e Maßnahmen einleiten.“

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