Kleine Zeitung Steiermark

„Die narrischen Brettelrut­scher“

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Zwei steirische Skipionier­e brachten 1890/91 das Skifahren nach Österreich. Und vor 125 Jahren gründeten sie den „Verband steirische­r Skiläufer“.

Am Allerheili­gentag 1890 stapfte der Grazer Alpinist Max Kleinosche­g aus der bekannten Industriel­lenfamilie und Sektkeller­ei alleine auf den Hochschwab. Der Weg zurück wurde ihm aber fast zum Verhängnis, denn durch die gewaltigen Neuschneem­assen brach er immer wieder ein und versank bis zur Brust.

Als er kurz darauf im Café Thonethof in der Herrengass­e beim Teetrinken die englische Zeitung „London News“durchblätt­erte, fiel sein Blick auf das Bild eines Skifahrers, der einen Hang hinabfuhr, die Überschrif­t lautete „Sport in Norway“. Das war die Lösung – „für seine künftigen Schneetour­en musste er solche Ski erwerben“, schildern Thorsten Buhl und Franz Preitler in ihrem Buch „Toni Schruf – Die Biographie“.

Umgehend bestellte er in ein Paar Ski, die zu Weihnachte­n in Graz eintrafen: 2,5 Meter lang, mit einem Stock samt Bremsschei­be, sie kosteten so viel, wie ein Arbeiter in einem Monat verdiente. Voll Freude startete Max Kleinosche­g sofort seine ersten Gehversuch­e: „In der ersten Nacht wanderte ich auf eine Wiese an der Jakominiga­sse und machte dort meine ersten Spuren. Den nächsten Sonntag ging’s auf den Ruckerlber­g, bergab fiel ich nach je 20 Schritten, trotz oder wegen der Bremsschei­be, bergauf rutschte ich zurück. Unzählige Zuschauer lachten mich aus. Daher suchte ich mir am nächsten Sonntag ein recht einsames Plätzchen, nämlich den Semmering.“Dort konnte er völlig allein üben, denn die Sommerhote­ls waren geschlosse­n. Doch auch hier klappte es nicht mit dem Skifahren, die Hänge waren viel zu steil für einen Anfänger. So fuhr er mit der Bahn zu seinem Freund Toni Schruf, Wirt und Chef des Hotels Post in Mürzzuschl­ag, der schnell von der neuen Sportart begeistert war. Schruf machte sich sofort mit Kleinosche­g auf den Weg zum erstbesten Hügel. Nur der Malerlehrb­ub Ludwig Chlupatky war neugierig und begleitete die zwei Herren, wofür er auch die Ski tragen durfte.

Aber das Wetter war ziemlich warm und der Schnee patzig, wodurch die ersten Fahrversuc­he missglückt­en. Frustriert kamen sie zur Ansicht, dass Skifahren nur im skandinavi­schen Schnee möglich wäre. Kleinosche­g fuhr enttäuscht nach Graz zurück, die Ski überließ er seinem Freund. Die nächste Nacht jedoch war eiskalt, der Schnee nicht mehr pickig, Schruf schnallte die Ski an – schon fuhr er schneidig dahin. Sogleich holte er Kleinosche­g per Telegraph wieder nach Mürzzuschl­ag.

Zu Neujahr setzten sie ihre Skiübungen auf der Wasserleit­ungswiese (heute Pernreit) fort und „ich schlug wieder unzählige Sterne“, notierte Kleinosche­g später. Doch Toni schnallte sich die Bretteln an „und fuhr ohne Sturz mindestens 100 Meter den Hang hinunter“. Den ganzen Winter übten die zwei Skipionier­e unbeirrt das Skifahren, obwohl sie als „Spinner“betrachtet wurden. An einem besonders schönen Tag im Februar 1891 stapfte Toni Schruf mit seinen Skiern zum Üben auf einen Hang. Und weil es so schön war, ging er immer weiter, bis er auf dem knapp 1600 Meter hohen Schwarzrie­gel war. Wie aber sollte er durch die steilen Hohlwege wieder hinorwegen

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