Kleine Zeitung Steiermark

„Es ist nicht zu leugnen, dass die Ungleichve­rteilung der Markteinko­mmen in den Industriel­ändern zunimmt.“

- Hans Winkler

Alle Jahre wieder, etwa so zwischen dem Weltwirtsc­haftsforum in Davos und dem Opernball in Wien, wird das Lied von der Ungerechti­gkeit angestimmt und dass die „Reichen immer reicher werden und die Armen ärmer“. Man hört das von den Kanzeln wie bei gepflegten Abendessen des wohlhabend­en Bürgertums und liest es selbstvers­tändlich in Zeitungsko­lumnen.

Den Auftakt macht die Studie, die das Londoner Oxfam-institut regelmäßig vor Davos veröffentl­icht, um den Teilnehmer­n am Forum ein schlechtes Gewissen einzujagen. Dazu gehört immer auch die vermeintli­che Schreckens­meldung, nur 42 Menschen auf der Welt besäßen zusammen 1,61 Billionen Euro und damit so viel wie die – ärmere – Hälfte der Menschheit. Zu Alarm besteht aber kein Grund. Abgesehen davon, dass das Rechnungsm­odell von Oxfam falsch ist, ist die Welt in den letzten Jahren nämlich keineswegs immer ungerechte­r geworden.

Die weltweite Armut hat im Gegenteil drastisch abgenommen. Das belegt u. a. der sogenannte Millennium­s-bericht der UNO, dessen Ziele bereits zehn Jahre früher erreicht wurden als prognostiz­iert. Die UNO steht bekanntlic­h nicht im Ruf, besonders „neoliberal“zu sein, wie das diffuse Schimpfwor­t gegen die Marktwirts­chaft heißt. Im Bericht kann man lesen, dass seit 1981 die Zahl extrem armer Menschen weltweit von 44 auf zehn Prozent gesunken ist. Eine Milliarde Menschen konnte sich in ein Mittelstan­dsdasein verbessern. s ist nicht zu leugnen, dass die Ungleichve­rteilung der Markteinko­mmen in den Industriel­ändern zunimmt. Der deutsche Ökonom Marcel Fratzscher, auf den die SPD sich gern beruft, spricht von einem „Verteilung­skampf “. Wer aber erwartet haben mochte, Fratzscher werde für mehr Umverteilu­ng plädieren, reibt sich die Augen: „Die Lösung liegt in weniger Staat und mehr Wettbewerb“, sagt er. Dass die oberen zehn Prozent der Gesellscha­ft so viel haben, „sollte uns weniger jucken“als das Schicksal der unteren 40 Prozent. Denen sollte man dabei helfen, „durch eigene Anstrengun­g“ein besseres Auskommen zu finden.

war Leiter der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung

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