„Es ist nicht zu leugnen, dass die Ungleichverteilung der Markteinkommen in den Industrieländern zunimmt.“
Alle Jahre wieder, etwa so zwischen dem Weltwirtschaftsforum in Davos und dem Opernball in Wien, wird das Lied von der Ungerechtigkeit angestimmt und dass die „Reichen immer reicher werden und die Armen ärmer“. Man hört das von den Kanzeln wie bei gepflegten Abendessen des wohlhabenden Bürgertums und liest es selbstverständlich in Zeitungskolumnen.
Den Auftakt macht die Studie, die das Londoner Oxfam-institut regelmäßig vor Davos veröffentlicht, um den Teilnehmern am Forum ein schlechtes Gewissen einzujagen. Dazu gehört immer auch die vermeintliche Schreckensmeldung, nur 42 Menschen auf der Welt besäßen zusammen 1,61 Billionen Euro und damit so viel wie die – ärmere – Hälfte der Menschheit. Zu Alarm besteht aber kein Grund. Abgesehen davon, dass das Rechnungsmodell von Oxfam falsch ist, ist die Welt in den letzten Jahren nämlich keineswegs immer ungerechter geworden.
Die weltweite Armut hat im Gegenteil drastisch abgenommen. Das belegt u. a. der sogenannte Millenniums-bericht der UNO, dessen Ziele bereits zehn Jahre früher erreicht wurden als prognostiziert. Die UNO steht bekanntlich nicht im Ruf, besonders „neoliberal“zu sein, wie das diffuse Schimpfwort gegen die Marktwirtschaft heißt. Im Bericht kann man lesen, dass seit 1981 die Zahl extrem armer Menschen weltweit von 44 auf zehn Prozent gesunken ist. Eine Milliarde Menschen konnte sich in ein Mittelstandsdasein verbessern. s ist nicht zu leugnen, dass die Ungleichverteilung der Markteinkommen in den Industrieländern zunimmt. Der deutsche Ökonom Marcel Fratzscher, auf den die SPD sich gern beruft, spricht von einem „Verteilungskampf “. Wer aber erwartet haben mochte, Fratzscher werde für mehr Umverteilung plädieren, reibt sich die Augen: „Die Lösung liegt in weniger Staat und mehr Wettbewerb“, sagt er. Dass die oberen zehn Prozent der Gesellschaft so viel haben, „sollte uns weniger jucken“als das Schicksal der unteren 40 Prozent. Denen sollte man dabei helfen, „durch eigene Anstrengung“ein besseres Auskommen zu finden.
war Leiter der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung
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