Jewkbox!
zenten oder Studiobossen, die mit dem ersten globalen Massenmedium die Unterhaltungsindustrie befeuerten.
Auf so erhellende wie unterhaltsame Weise demonstriert „Jukebox. Jewkbox!“, wie die Geschichte von Grammophon, Schellack, Vinyl & Co auch eine Geschichte der Juden war und ist. 2014 begeisterte diese Sonderschau im Jüdischen Museum Hohenems. Nach Stationen in München, Frankfurt, London, Warschau und Amsterdam wird ab morgen auch im Grazmuseum bewiesen, „dass die Welt doch eine Scheibe ist“, wie Hanno Loewy sagt.
Der Vorarlberger Museumsdirektor und Kurator betont, wie Juden durch ihre Wanderbewegungen in die Moderne geworfen wurden und sich dabei oft neu erfinden mussten. Wie die „tragbare“Musik auf Platten Ein Edisonphonograph aus der Schau identitätsstiftend für sie wirkte. Und wie sich die Rebellion gegen die meist sehr traditionelle Welt der Vorfahren in Kreativität verwandelte: „Viele Kantorensöhne wollten nicht mehr Kantoren sein, sondern im Studio, in Konzertsälen und am Broadway singen.“
Imposantes Material „für das so sinnliche Medium mit dem Loch in der Mitte“fand Loewy bei Raymond Wolff. Mit einer illustren Auswahl aus der Riesensammlung des Berliner Leihgebers lässt sich tatsächlich „ein jüdisches Jahrhundert auf Schellack & Vinyl“überspannen, wie die Ausstellung im Untertitel verspricht: Raritäten von Hermann Leopoldi, Bob Dylan, Leonard Bernstein, Kinky Friedman, Daliah Lavi, Leonard Cohen, André Heller, The Clash, John Zorn, den Comedian Harmonists u. v m. säumen als Cover-mosaike eine Schau, „His Master’s Voice“: Der lauschende Hund Nipper wurde das Logo der von Emil Berliner gegründeten Grammophone Company die sich dem Thema gemäß sehen hören lassen kann. Via Kopfhörer gibt es Musikbeispiele ebenso wie Erinnerungen von jüdischen Menschen zwischen 34 und 99 Jahren aus aller Welt, nämlich an jene Schallplatten, die sie am meisten prägten. Zudem sind in der Lounge Musikvideos aus dem Jewtube-kanal abrufbar.
bestückt auch mit einem Edison-phonographen sowie Münz- oder Koffergrammophonen, ist durch Lokalkolorit ergänzt: Aus der Sammlung des Grazmuseums werden alte Porträtfotos jüdischer Künstler aus dem Umfeld der Oper gezeigt; zudem wird Komponist Robert Stolz gewürdigt, der jüdischen Librettisten trotz deren Berufsverbots Aufträge verschafft hatte und etlichen darüber hinaus auf der Flucht vor den Nazis half. „Jukebox. Jewkbox!“: morgen bis 24. 4., Grazmuseum, Sackstraße 18. Tel. (0316) 872-7600.