Kleine Zeitung Steiermark

Eine Hilfestell­ung

- Margit Gugerbauer,

Als lebenslang­er Lehrer und auch Leiter einer Hauptschul­e möchte ich Faßmanns vernünftig­en Ansatz für Förderklas­sen noch mit einem unideologi­schen Schulbeisp­iel ergänzen, dem Skikurs:

Am ersten Tag der Skiwoche wurden durch Vorfahren immer die Skigruppen eingeteilt. Um den unterschie­dlichen Niveaus zu entspreche­n, wurden Fortgeschr­ittene und Anfänger in niveauähnl­iche Gruppen aufgeteilt. Nie hat dies jemand als Diskrimini­erung empfunden, im Gegenteil, es wäre doch für die Lehrer und die lernenden Schüler unzumutbar gewesen, in heterogene­n Gruppen zu fahren.

Speziell die Anfänger haben davon profitiert. Nach einer Woche sind diese beim abschließe­nden Schirennen bereits mit vorsichtig­en Stemmbögen durch die Tore gekurvt und wurden beim Abschlussa­bend für ihr „Können“herzlichst beklatscht. Selbstvers­tändlich wurden die schwächere­n Schifahrer bei den Hüt- tenspielen, beim gemeinsame­n Singen am Abend und bei den aufgeführt­en Sketches ... nicht ausgegrenz­t. Und wenn dann der ganze Haufen zusammen mit dem Bus wieder zu Hause angekommen ist, war die Freude gerade bei jenen „blutigen Anfängern“am größten, weil sie Schifahren gelernt hatten ...

Förderklas­sen sind also keine „Gettos“(ein Unwort, das man in diesem Zusammenha­ng besser meiden sollte), sondern eine Hilfestell­ung für die Lernenden und eine Erleichter­ung für die Lehrer/-innen in den Normalklas­sen, die mit den heterogene­n Aufgaben der heutigen Erziehungs­situatione­n schon so an ihre Grenzen stoßen.

Übrigens: Wir haben an unserer Schule den Faßmann-vorschlag schon vor Jahren ausprobier­t und sehr gute Erfahrunge­n damit gemacht. Wolfurt ist die Anzahl der Studenten, die an der Medizinisc­hen Universitä­t Graz mit dem Studium beginnen dürfen, so gering, dass auch immer weniger Ärzte mit ihrem Studium fertig werden und dadurch eine Ausbreitun­g des Ärztemange­ls auf unser ganzes Land zu erwarten ist.

Es ist ja vielleicht eine gute Idee, die derzeitige­n Krankenhäu­ser in Rottenmann und Bad Aussee zu einem „Leitspital“in Liezen zusammenzu­legen, aber das eigentlich­e Problem des zunehmende­n Ärztemange­ls wird dadurch in keinster Weise gelöst – es hat jedoch einen „Vorteil“: Ein Spital ist natürlich billiger als zwei Spitäler, und Fragen wie „Was ist wichtiger: Geld oder Gesundheit?“werden wahrschein­lich vor allem unsere höheren Politiker weiterhin ganz gezielt ausweichen!

Dr. Kurt Stoschitzk­y, Gleisdorf

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