Eine Hilfestellung
Als lebenslanger Lehrer und auch Leiter einer Hauptschule möchte ich Faßmanns vernünftigen Ansatz für Förderklassen noch mit einem unideologischen Schulbeispiel ergänzen, dem Skikurs:
Am ersten Tag der Skiwoche wurden durch Vorfahren immer die Skigruppen eingeteilt. Um den unterschiedlichen Niveaus zu entsprechen, wurden Fortgeschrittene und Anfänger in niveauähnliche Gruppen aufgeteilt. Nie hat dies jemand als Diskriminierung empfunden, im Gegenteil, es wäre doch für die Lehrer und die lernenden Schüler unzumutbar gewesen, in heterogenen Gruppen zu fahren.
Speziell die Anfänger haben davon profitiert. Nach einer Woche sind diese beim abschließenden Schirennen bereits mit vorsichtigen Stemmbögen durch die Tore gekurvt und wurden beim Abschlussabend für ihr „Können“herzlichst beklatscht. Selbstverständlich wurden die schwächeren Schifahrer bei den Hüt- tenspielen, beim gemeinsamen Singen am Abend und bei den aufgeführten Sketches ... nicht ausgegrenzt. Und wenn dann der ganze Haufen zusammen mit dem Bus wieder zu Hause angekommen ist, war die Freude gerade bei jenen „blutigen Anfängern“am größten, weil sie Schifahren gelernt hatten ...
Förderklassen sind also keine „Gettos“(ein Unwort, das man in diesem Zusammenhang besser meiden sollte), sondern eine Hilfestellung für die Lernenden und eine Erleichterung für die Lehrer/-innen in den Normalklassen, die mit den heterogenen Aufgaben der heutigen Erziehungssituationen schon so an ihre Grenzen stoßen.
Übrigens: Wir haben an unserer Schule den Faßmann-vorschlag schon vor Jahren ausprobiert und sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Wolfurt ist die Anzahl der Studenten, die an der Medizinischen Universität Graz mit dem Studium beginnen dürfen, so gering, dass auch immer weniger Ärzte mit ihrem Studium fertig werden und dadurch eine Ausbreitung des Ärztemangels auf unser ganzes Land zu erwarten ist.
Es ist ja vielleicht eine gute Idee, die derzeitigen Krankenhäuser in Rottenmann und Bad Aussee zu einem „Leitspital“in Liezen zusammenzulegen, aber das eigentliche Problem des zunehmenden Ärztemangels wird dadurch in keinster Weise gelöst – es hat jedoch einen „Vorteil“: Ein Spital ist natürlich billiger als zwei Spitäler, und Fragen wie „Was ist wichtiger: Geld oder Gesundheit?“werden wahrscheinlich vor allem unsere höheren Politiker weiterhin ganz gezielt ausweichen!
Dr. Kurt Stoschitzky, Gleisdorf