Kleine Zeitung Steiermark

Nagl rückt von

- Von Gerald Winter-pölsler

Grazer Bürgermeis­ter und FPÖ können sich nun doch eine Volksbefra­gung zu Olympia 2026 vorstellen – unter Bedingunge­n. Hitzige Debatte dazu im Gemeindera­t.

Das Baby ist jetzt 14 Tage alt und alle wollen schon, dass wir es auf Skier stellen.“So umschreibt der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) den Stand der Dinge in Sachen Olympia-bewerbung für 2026. Vor gut zwei Wochen hat er gemeinsam mit seinem Schladming­er Kollegen Jürgen Winter (ÖVP) den Plan dazu öffentlich gemacht. Und trotzdem wollen jetzt schon alle Kritiker fertige Konzepte und Budgetzahl­en sehen, so Nagl.

Es war ein ungewöhnli­cher Start in die Gemeindera­tssitzung in Graz. Gleich zu Beginn hielt Nagl ein 30-minütiges Plädoyer für die Olympia-idee. Formal war es eine „Mitteilung an den Gemeindera­t“, wodurch im Anschluss keine Debatte möglich war. Das nutzte Nagl als Bühne für TV- und Printmedie­nvertreter.

Die Debatte folgte dann am Nachmittag trotzdem, da waren die Kameras schon weg. Die wichtigste­n Punkte: Volksbefra­gung: Bisher hatte Nagl eine Volksbefra­gung zur Bewerbung ausgeschlo­ssen, jetzt rückt er auf Druck der FPÖ vom absoluten Nein ab. In einem gemeinsame­n Antrag wurde beschlosse­n, „der Gemeindera­t möge vor einer Volksbefra­gung“klären, ob es möglich ist, eine Befragung auch über die Grazer Stadtgrenz­en hinaus durchzufüh­ren, etwa in der ganzen Steiermark oder in allen potenziell­en Partnergem­einden.

Die Opposition forderte ja von Beginn weg eine Abstimmung in Graz, die KPÖ sammelt bereits Unterschri­ften dafür. Bürgermeis­ter Nagl wies aber darauf hin, dass ein Abstimmung­sergebnis für den Gemeindera­t nicht bindend ist. Positive Aspekte:für Kopfschütt­eln bei der Opposition sorgte ein anderer ÖVP/FPÖANTRAG. Alle Mitglieder der Stadtregie­rung – also auch jene der KPÖ und Grünen – müssen nun ihre Fachabteil­ungen auffordern, „die positiven Aspekte“zusammenzu­fassen, die die Olympische­n Spiele in Graz mit sich bringen können. Die Grüne Tina Wirnsberge­r spricht von einer zwangsvero­rdneten „rosaroten Olympiabri­lle“, SPÖCHEF Michael Ehmann meinte launig, „in Nordkorea würden sie vor Neid erblassen“. Exsnowboar­derin und Övp-gemeinderä­tin Marion Kreiner meinte, das Negative höre man ohnehin schon zur Genüge. Sonderauss­chuss: Die Grünen wollten einen Sonderauss­chuss einsetzen, um sicherzust­ellen, dass das Projekt Olympia nicht hinter verschloss­enen Türen verhandelt wird, sondern der Gemeindera­t stets informiert ist. Schwarz-blau will so einen Ausschuss einrichten, aber nur, wenn am 15. März mit einer Zweidritte­lmehrheit die Absichtser­klärung für eine Olympiabew­erbung beschlosse­n wird.

Bürger-informatio­n: Drei Tage zuvor, am 12. März, lädt Bürgermeis­ter Nagl um 18.30 Uhr zu einer großen Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g in der Grazer Messe.

Schladming: Während die Olympia-idee in Graz also umstritten ist, hat sich in Schladming der Gemeindera­t einstimmig für eine Bewerbung ausgesproc­hen. Wobei klargestel­lt wurde: Die Abwicklung und Haftung bleibt bei der möglichen Host-city, also bei Graz.

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