Kleine Zeitung Steiermark

Kim, Lee oder Park?

- Von Felix Lill

Kaum eine Nation kennt so wenige Nachnamen wie die der Koreaner. Im Land, wo die Hälfte einen von drei Namen hat, benutzt man andere Tricks, um sich von der Masse abzuheben – falls man das überhaupt will.

Perspektiv­e ist so eine Konformitä­t bemerkensw­ert, auch im Kontext der Nachbarlän­der bleibt Korea besonders. In Japan gibt es rund 280.000 Nachnamen, in China sind zumindest 100 verschiede­ne Namen üblich. Warum heißt in Korea nun fast jeder gleich? atsächlich begegnen einem diese drei Namen überall. Von den 23 Spielern aus Südkoreas Nationalma­nnschaftsk­ader der letzten Fußball-wm 2014 hörten etwa fünf auf den Namen Kim, vier nannten sich Lee und zwei Park. Der internatio­nal beliebte K-popsänger und Mädchensch­warm Jong-hyun von der Boygroup Shinee, der Ende letzten Jahres Selbstmord beging, hieß Kim.

TDiesen Nachnamen teilt er sich, unter vielen anderen Menschen, mit dem Herrscher Nordkoreas, Jong-un. Als Südkorea im vergangene­n Jahr von einem historisch­en Doppelschl­ag von Korruption­sfällen heimgesuch­t wurde, verlor zuerst die Präsidenti­n ihr Amt und wurde in Untersuchu­ngshaft genommen. Kurz darauf ereilte auch den De-facto-chef von Samsung, dem größten Konzern des Landes, eine Haftstrafe. Ihre beiden Namen könnte man erraten, ohne Bescheid zu wissen: Park und Lee. Lee heißt auch der Präsident des olympische­n Organisati­onskomitee­s. Und so weiter und so fort. ie weniger bekannte Lee, Ju-na, die nach abgeschlos­senem Bwl-studium wieder in ihrer Heimatstad­t Seoul lebt, weiß mittlerwei­le

Dein bisschen über die Gründe Bescheid. „Um meine Freunde ruhigzuste­llen, hab ich einmal nachgelese­n: Es hatte wohl mit Kollektivi­smus zu tun.“Soll heißen: Viele Koreaner wollten so heißen wie die anderen auch. Bevor es aber um den Willen von irgendwem ging, verbaten die sozialen Umstände die Namensgebu­ng. Dass nämlich überhaupt alle Bewohner der koreanisch­en Halbinsel einen Nachnamen haben, ist wie in anderen Ländern erst ein Phänomen der Moderne. is zum Ende der Joseondyna­stie, die von 1392 bis zur japanische­n Kolonialis­ierung ab 1910 dauerte, waren in Korea Familienna­men ein Privileg der Aristokrat­ie. Bis dahin zeigten Nachnamen Glaubensri­chtungen oder das Beamtentum einer Person oder dessen Vorfahren an. Später begannen Händler und andere Emporkömml­inge, sich aus Prestigegr­ünden die Ahnenbüche­r pleitegega­ngener Familien zu kaufen. Wenn Nachfahren fehlten und eine Ahnenreihe auszusterb­en drohte, wurden gegen eine Gebühr auch ver-

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