Zur Ausstellung
in Graz. Zitate weisen ihn als Pazifisten und Liberalen ebenso aus wie als Deutschnationalen und Kriegstreiber – wie leicht Rosegger zu vereinnahmen war und ist, ist eines der wesentlichen Diskussionsthemen, die die Schau anbietet.
Darüber hinaus setzt die Ausstellung einen wirkungsvollen Rahmen für die Auseinandersetzung etwa mit den Lebensbedingungen des Bauern- und Bürgertums im ausgehenden 19. Jahrhundert – einem der großen Themen des Dichters. Im Speziellen hat sich das Team um Kuratorin Astrid Aschacher darauf konzentriert, Rosegger das Mäntelchen des biederen Waldbauernbuben abzunehmen.
Das gelingt am besten im Audioteil der Ausstellung, der mit Rosegger-zitaten etwa zu Bildungsfragen, Urbanisierung Peter Rosegger. Waldheimat und Weltwandel. Museum für Geschichte, Graz, Sackstraße 16. Eröffnung: heute, 19 Uhr. Dauer: bis 6. Jänner 2019. www.peter-rosegger.at, museumfürgeschichte.at
(„Großstadtleben ist Entartung und Untergang, nur verlangsamt durch ländlichen Zuzug“), Industrialisierung, Glauben, technischem Fortschritt bestückt ist. Parallel dazu wird auf Informationstafeln der zeithistorische Rahmen von der 1848er-revolution bis zum Ersten Weltkrieg gesetzt.
Ausstellungsobjekte aus der Sammlung des Hauses, aus Volkskunde- und Landwirtschaftsmuseum illustrieren die zeitgenössischen Lebenswelzung ten, arrangiert in sogenannten Dioramen – Schaukästen, die auch im späten 19. Jahrhundert populär waren. Da darf Roseggers berühmte Brille ebenso wenig fehlen wie sein Adressbuch; einem aus Haselruten zurechtgebogenen Schüsselbord des bäuerlichen Haushalts ist eine bürgerliche Tafel mit silbernem Zuckerkännchen und Polsterstuhl gegenübergestellt, einem aus Astgabeln notdürftig zurechtgeschnitzten Krückenpaar das medizinische Feinbesteck einer innovierenden Ärzteschaft: Die Umbrüche und Gegensätze der Rosegger-zeit werden in verschachtelter Ausstellungsarchitektur exzellent in Szene gesetzt. Und wären noch deutlich spannender, hätte man nicht den Großteil der Objektinformation einer streng reduktionsorientierten Ästhetik geopfert.