LENA JÄGER
auch der Ausbau der Kinderbetreuung ist für diese Entscheidungsfreiheit essenziell.
Die türkis-blaue Regierung hat betont, sich um Frauen und Frauenpolitik bemühen zu wollen. Können Sie solche Bemühungen bereits erkennen?
Die Regierung würde jetzt den Familienbonus ins Spiel bringen. Doch der begünstigt nur jene, die dem klassischen Familienbild entsprechen: Vater, Mutter, Kind. Alleinerziehende, die ohnehin schon wenig haben, gehen dabei leer aus. Und genau das ist für mich ein Zeichen dafür, dass es eben nicht in Richtung Wahlfreiheit geht. Zudem ist der Ansatz der FPÖ beim Thema Frauen, dass diese belohnt werden sollen, wenn sie – nach klassischem Rollenverständnis – Frauen sind. Also klassische Frauen-arbeiten verrichten. Und wir wollen, dass sich Männer und Frauen die Fa- milie selbst einteilen können. Es gibt auch genug Männer, die gern mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen würden. Man muss aber die richtigen Rahmenbedingungen dafür schaffen.
Frauen will die Regierung auch juristisch zu Hilfe eilen, indem man die Strafen für Gewalt- und Sexualverbrechen erhöht. Eine gute Idee?
Nein, weil das der falsche Ansatz ist. Es wäre viel wichtiger, Geld in die Präventions- und Täterarbeit zu stecken. Höhere Strafen verhindern nichts.
Laut Medienberichten will keine Ministerin das Begehren unterschreiben, vielen geht es zu weit. Ein Rückschlag?
Nein, denn ein Volksbegehren, das von allen Ministern unterschrieben wird, ist unnötig. Dann wäre es Politik. Zudem ist es unsere Aufgabe als Initiatoren dieses Volksbegehrens, zu weit zu gehen und zu polarisieren. Sonst würde sich niemand dafür interessieren.
Sie gehen mit den Forderungen also bewusst zu weit?
Ich finde nicht, dass wir das tun. Es hat ja ohnehin keine dieser Forderungen die Chance, eins zu eins umgesetzt zu werden. Aber sie sind eine gute Grundlage, um zu diskutieren.
Das Wort „Feminismus“hat sich vom „Birkenstock“-image zum Modebegriff gewandelt. Kommt Ihnen das entgegen?
Auf jeden Fall. Auch, wenn es hier immer noch Missverständnisse gibt. Feminismus heißt nicht die Bevorzugung der Frau, sondern die Gleichstellung aller Geschlechter.
Eva Rossmann, Galionsfigur des ersten Volksbegehrens, hat in einem „Kleine Zeitung“-interview erzählt, dass sie damals ange- Geb. am 9. Juli 1981 in Norddeutschland, wo sie nach eigenen Angaben „streng feministisch“erzogen wurde, verheiratet. Werdegang: 2003 führte sie ein Erasmusstudium nach Wien, wegen der Liebe zu Brahms blieb sie und schloss die Studien Musikwissenschaft sowie Philosophie, Psychologie und Geschichte auf Lehramt ab. Heute arbeitet sie als Consultant. feindet wurde. Sogar ihre Haustür wurde beschmiert. Schlägt auch Ihnen Hass entgegen?
Auf jeden Fall, es gab bereits mehrere Vorfälle. Aber heute finden diese Angriffe über soziale Medien statt. Bei mir wird dabei häufig mein Körper thematisiert. Frauen müssen leider lernen, mit solchen Kommentaren umzugehen.
Sie finanzieren sich über Crowdfunding. Geht sich die Durchführung eines Volksbegehrens überhaupt aus?
Nein. 200.000 Euro haben wir schon bekommen, wir brauchen aber dringend mehr. Uns fehlen noch 100.000.
Und die 8000 Unterschriften für die offizielle Einreichung gehen sich auch aus?
Na klar. Und auch die 100.000 für die Behandlung im Nationalrat schaffen wir. Davon bin ich überzeugt.