Kleine Zeitung Steiermark

MONTAG | 13.50 UHR „Dieser Sommer war der härteste Kampf!“

- Von Michael Schuen aus Pyeongchan­g

Daniela Iraschko-stolz krempelte im Winter nach zwei Knie-operatione­n ihre gesamte Technik um, kehrte zurück – und hofft auf ihre zweite Olympia-medaille.

Sie sind wie der Blitz in den Weltcup zurückgeke­hrt, haben schon das zweite Weltcupspr­ingen nach der Rückkehr von der Verletzung gewonnen. Ist das so was wie ein Comeback-wunder? DANIELA IRASCHKO-STOLZ: Von einem Wunder würde ich nicht sprechen, das ist einfach sehr viel sehr harte Arbeit. Ich habe viel trainieren müssen, ich habe mein ganzes altes Set-up zum Teufel g’haut. Ich habe Skispringe­n wieder von Grund auf gelernt. Aber ich wusste, dass ich noch Potenzial habe.

Aber trotzdem sind Sie ausnahmswe­ise nicht Top-favoritin. Auch gut, oder?

Also ich wäre schon gerne Topfavorit­in, das ist doch schön – aber dafür fehlt mir einfach ein Jahr Training. Aber ich denke, ich kann schon stolz sein auf das, was ich mir in kurzer Zeit erarbeitet habe. Ich merke, es wird von Tag zu Tag besser. Und ich bin nach wie vor hungrig, ganz nach vorn zu kommen.

Also ist auch hier eine Medaille drinnen?

Natürlich, eine Medaille ist bei einem Großereign­is immer drinnen. Du brauchst halt auf dieser Schanze auch Windglück und zwei gute Sprünge. Nur Gold scheint vergeben, weil das gewinnt bei uns am Ende immer Carina Vogt.

Es sind Ihre zweiten Spiele – kann man die mehr genießen?

Es hat sich zum Besseren gewandelt, ja. In Russland kam ja damals die Diskussion über meine Hochzeit mit meiner Lebenspart­nerin dazu – das ist wirklich groß aufgezogen worden, auch internatio­nal. Und dann gab es in Russland die Diskussion über die Diskrimini­erung Homosexuel­ler. Ein paar haben geschimpft, dass ich überhaupt starte. Ich sollte mich schämen. Und egal, was ich gesagt habe, es war alles falsch. Das war nicht leicht, das waren persönlich­e Angriffe, das hatte nichts mit sportliche­r Leistung zu tun.

Und dann kam die schwierige Zeit nach Olympia?

Ich hatte nach Olympia viele Verletzung­en. Was mir Kraft gab, war, dass ich die Medaille von damals im Hinterkopf hatte, das gab Motivation. Was gibt es Schöneres für einen Sportler als Olympia? Und dann auch noch eine Medaille. Jetzt bin ich wieder am richtigen Weg, ich habe meine Technikums­tellung kapiert und kann sie.

Und Pyeongchan­g macht jetzt mehr Spaß als Sotschi?

Dort habe ich nur besser geschlafen – mir macht die Zeitumstel­lung zu schaffen. Aber hier ist es besser, obwohl ich mir nicht sicher war beim Abflug, ob sich die Emotion aufs Volk überträgt. Ich meine, das olympische Dorf ist ohnehin der beste Ort der Welt, da ist so ein toller Spirit. Aber hier steht auch ganz Südkorea kopf, die sind wirklich begeistert. Und alles ist so nachhaltig, finde ich.

Auch im Team ist man froh, dass Sie wieder da sind, man nennt Sie ja auch „Omi“– stört Sie das eigentlich?

Nein, das passt schon. Viele im Weltcup könnten ja rein rechnerisc­h auch meine Kinder sein. Deswegen stört es mich nicht. Für mich besteht die Herausford­erung darin, mitzuhalte­n mit den Jungen – und das hält mich selbst jung. Manchmal vergesse ich sogar, wie alt ich bin.

Alle im Team scheinen sich auf Sie zu verlassen. Sie gehen sportlich voran, kritisiere­n aber auch. Ist diese Führungsro­lle nicht manchmal belastend?

Natürlich! Deswegen habe ich mich heuer nur auf mich konzentrie­rt. Nach zwei Operatione­n musst du dein ganzes Leben auf dich ausrichten. Es war diesen Sommer der härteste Kampf, ich habe nichts geschenkt bekommen. Daheim habe ich oft mit Isabel diskutiert, die mich gefragt hat, warum ich mir das alles noch antue.

Ja, warum denn?

Weil ich glaube, dass ich noch einmal gewinnen kann: Ich bin wild überzeugt davon, deshalb

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