Unglaublich lästig und immer genuin
Der Grazer Simon Windisch macht sich als Jugendtheaterregisseur überregional einen Namen. Demnächst am Wiener Volkstheater.
In einem alten Glashaus, einer dieser Brachen, die sich Jugendliche gern zum Reden, Trinken, Kiffen, Vögeln, Partymachen aussuchen, entdecken zwei Mädchen eine Leiche. Möglicherweise. Denn der grausige Fund verschwindet wieder. Dafür tauchen Gerüchte auf und eine gemeinsame Angst, die die ganze Gruppe aus dem Glashaus verfolgt.
So beginnt das Stück „Concord Floral“des kanadischen Autors Jordan Tannahill. In der Wiener Volkstheater-dependance Volx/margareten wird es ab 16. Februar aufgeführt, Regie führt der Grazer Regisseur Simon Windisch. Er hat dafür mit zehn Wiener Jugendlichen eine eigene Fassung entwickelt. Dem Autor, der das Stück selbst in einem ausgedehnten Rechercheverfahren gemeinsam mit Jugendlichen erarbeitet hat, habe das gefallen, erzählt der Regisseur in einer Probenpause. Ihm selbst bestimmt auch: Die Stückentwicklung gemeinsam mit jugendlichen Schauspielern gehört zu Windischs präferierten Arbeitsmethoden.
Dem Grazer Theater am Ortweinplatz TAO!, an dem er als Hausregisseur tätig ist, hat das schon etliche preisgekrönte Inszenierungen beschert: den Jugendtheaterpreis Stella für „Beißen“„Das Part of the Game-game“, „Männer und Maschinen“etwa. Oder den Publikumspreis beim Jugendtheatertreffen des Burgtheaters für „A Free Porn Version of Love“.
der im April 36 wird, hat einen Lebenslauf, der als Zeitpunkt der ersten Regiearbeit das Jahr 2001 vermerkt. Da war er 19. „Concord Floral“ist „so ungefähr“seine 50. Inszenierung, er weiß es nicht genau.
Er muss schon in sehr jungen Jahren ein Theater-nerd gewesen sein. Im Theater im Bahnhof, erzählt er, habe er als Teenager oft um Gratiseinlass und Mitwirkung gefochten. Bühnenfieber, unkurierbar: Mit der Gruppe „drahtseilakt“erfand er eine Gegen-diagonale und Popup-theaterstätten für Graz, die das junge Ensemble nach wenigen Monaten wieder demontierte, „aus ökonomisch nicht ganz durchdachten Gründen“, stellt er heute amüsiert fest. Es folgten Germanistikstudium, Dramaturgieausbildung, TAO!, und damit eine Reihe visuell unbändiger, kurzweiliger, selbstbewusst genreüberspringender Inszenierungen. Heute arbeitet Windisch auch regelmäßig mit dem freien Kindertheater „Follow the Rabbit“; für Kinder- und Jugendtheater holten ihn schon der Dschungel Wien, die Landestheater in Niederösterreich und Vorarlberg und das bayerische Theater an der Rott. Für Kontrast und erwachsenen Arbeitsfokus sorgt