Die Bildung kam per Büste
Der „Tatort“im Rückspiegel.
In Weimar wird man nicht einfach nur erschlagen. Die Stadt in Thüringen verlangt auch dem Tv-verbrechen eine gewisse historische Tiefe ab. Wenn, wie im gestrigen „Tatort“, ein Professor der Bauhaus-universität ums Eck gebracht wird, dann braucht es als Tatwerkzeug schon eine Walter-gropiusbüste. Stilecht.
Natürlich durften für echtes kriminologisches Bildungsunterhaltungsfernsehen Weimarer Art auch die Goethe-zitate des vornamenlosen Kommissars Lessing nicht fehlen: „Sieh der Lebenswunden Tücke, sieh der Liebeswunden Lust.“Kollegin Dorn wagte ihre eigenen poetischen Gehversuche: „Am Abend lässt die Schwägerin, den Schwager ins Gehege rin.“ie „Tatort“-episode zeigte nicht nur die vertrauten wortwitzigen Seiten des Weimarer Teams, sondern auch ungewohnte Härte, sinnbildlich in Dorns komischem Stangen-tanzversuch und einer folgenden Beinahe-vergewaltigung. Das Nebeneinander in „Der kalte Fritte“(typischer Weimartitel) hatte einen surrealen, bitteren Beigeschmack.
Mag dieser Fall auch bald im Archiv vergessener „Tatort“-folgen landen, sein Prinzip sollte Bestand haben: Jedem Tv-krimi sein lehrreiches, lokales, kulturhistorisches Tatwerkzeug. Von Wissen erschlagen – auch ein schönes Motiv.
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