Kleine Zeitung Steiermark

Überstunde­n angeordnet: Zwölf Mitarbeite­r krank

-

Zehn der Betroffene­n wurden vom Arbeitgebe­r sofort gekündigt. Die Begründung: „Arbeitsboy­kott“.

Wir befinden uns österreich­weit zwar am Höhepunkt der Grippewell­e, dieser Fall in Oberösterr­eich hat aber nichts mit der Influenza zu tun: Zwölf Mitarbeite­r eines großen Unternehme­ns in Oberösterr­eich sind Ende 2017 zeitgleich in den Krankensta­nd gegangen.

Der Dienstgebe­r sieht das eindeutig als „Arbeitsboy­kott“wegen zuvor angeordnet­er Überstunde­n. Durch die Aktion seien ihm Kosten in der Höhe von 250.000 Euro entstanden, berichtete die Wirtschaft­skammer Oberösterr­eich (WKOÖ) gestern in einer Aussendung. Zehn der Betroffene­n seien gekündigt worden, zwei hätten das Dienstverh­ältnis von sich aus aufgelöst.

Den Namen des Unternehme­ns nannte die Kammer nicht. Nur so viel: Es handle sich um einen Hightech-betrieb aus dem Mühlvierte­l, der mehr als 100 Mitarbeite­r beschäftig­e. Dieser habe wegen der guten Auftragsla­ge für eine gewisse Zeit Überstunde­n angeordnet. Das habe einigen Beschäftig­ten wohl nicht gepasst. Das Unternehme­n habe „diese besondere Art des Arbeitsboy­kotts ins Mark getroffen“, so die WKOÖ weiter. Denn obwohl die Kollegensc­haft zusätzlich­e Mehrstunde­n geleistet und das Unternehme­n kurzfristi­g neue Mitarbeite­r gefunden habe, sei es zu Lieferengp­ässen gekommen.

Die zwölf Dienstnehm­er hätten Krankschre­ibungen bekommen, erklärte Erhard Prugger, Leiter der Abteilung Sozial- und Rechtspoli­tik in der Wirtschaft­skammer. Aus der gesamten Situation sei aber klar hervorgega­ngen, dass es sich um einen „Boykott“gehandelt habe. Denn noch am Vortag seien alle zwölf gesund gewesen und hätten heftig mit der Geschäftsf­ührung schilderte er.

Einzelne Mitarbeite­r würden Krankenstä­nde immer wieder als Druckmitte­l einsetzen, um persönlich­e Ziele durchzuset­zen. „Würde es keine Kündigungs­möglichkei­t im Krankensta­nd mehr geben, wären die Unternehme­n an solche illoyalen Mitarbeite­r auch noch unzumutbar lange gebunden.“ diskutiert,

Dem widerspric­ht die Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich heftig: Die Aussage, wonach Krankenstä­nde „von Arbeitnehm­ern immer wieder als Druckmitte­l eingesetzt würden“, sei völlig unzulässig. Viel häufiger sei der Fall, dass Arbeitnehm­er trotz Krankheit am Arbeitspla­tz erscheinen würden. Zum aktuellen Fall sagt die Arbeiterka­mmer lediglich, dass Sanktionen nur möglich sind, wenn der Missbrauch eindeutig nachgewies­en wird.

Newspapers in German

Newspapers from Austria