Kleine Zeitung Steiermark

Olympische Wind-lotterie

- Von Michael Schuen aus Pyeongchan­g

Der Slopestyle wurde zum Skandalren­nen: Böige Winde machten den Bewerb zur gefährlich­en Lotterie. Und auch Anna Gasser wurde zum Windopfer – und war enttäuscht.

Es ist keine gute Sache im Sport, wenn ein Bewerb zur Lotterie wird. Wenn es denn gar eine olympische Lotterie ist, dann wird es sogar bitter. Und verbittert war Österreich­s beste Snowboarde­rin Anna Gasser durchaus nach dem Slopestyle-bewerb im Phoenix Sport Park in Bokwang. Verständli­cherweise. Denn nach der Absage der Qualifikat­ion am Tag zuvor war zwar der Wind um nichts schwächer, der Druck durch den Veranstalt­er, unbedingt eine Siegerin haben zu wollen, aber weit stärker als die kräftigste der zahlreiche­n Böen, die über den Berg wehten.

„Ich bin“, sagte Gasser, „gar nicht auf mich böse, sondern auf den Veranstalt­er. Oder sagen wir, ich bin enttäuscht, dass sie das durchgezog­en haben.“Alle Fahrerinne­n, sagte die 26-Jährige, seien gegen einen Bewerb gewesen, weil eben nicht das Können entschied, sondern das Glück. Selbst damit könnte man aber noch leben, wäre nicht auch die Gesundheit aller Fahrerinne­n mit der Entscheidu­ng zu starten auf dem Spiel gestanden. „Aber man hat uns Druck gemacht“, offenbarte die Kärntnerin, „uns erklärt, dass man den Bewerb im Fall einer Absage komplett streicht.“

Die Fahrerinne­n beugten sich, angeführt von Jamie Anderson, die immerhin Olympiasie­gerin von Sotschi war. „Sie war dafür zu fahren, als Einzige. Aber ich denke, weil sie gewusst hat, dass sie immer einen Sicherheit­slauf hinunterbr­ingt.“Genau das tat die Usamerikan­erin auch diesmal. Ein Sicherheit­slauf ohne Sturz im ersten Run, das sollte zum abermalige­n Olympiasie­g reichen.

Und Gasser? Fehlte das Glück. „Und es sollte keine Olympia-medaillen geben, wenn es nur noch Lotterie ist“, schimpfte die Kärntnerin, „noch dazu war es gefährlich. Ich bin froh, dass nichts passiert ist.“Und das war an diesem Tag bei bitterer Kälte vielleicht das größte Wunder. „Viele Mädels waren zu kurz und sind noch auf den Vorbau des Auslaufs gekracht“, sagte Gasser, „nur bei mir war es umgekehrt: Ich habe im zweiten Lauf eine Böe von hinten bekommen, bin fünf Meter weiter geflogen als gedacht. Normal lande ich so einen Sprung immer, aber wenn die Geschwindi­gkeit nicht passt, dann habe ich keine Chance ...“

Was die Österreich­erin besonders störte: „Es war keine gute Show für unseren Sport. Die Fahrten waren schlechter als die vor vier Jahren in Sotschi, dabei hatten wir so viel

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