(Yvonne Catterfeld,
W„Irgendwas“)
ann ist es genug? Wann wird aus dem „Immer mehr“ein Zuviel?
In Zeiten des allgegenwärtigen materiellen Überangebots hat sich ein Trend zum Verzicht aus der kollektiven Konsumbegeisterung abgespaltet. Die Proponenten des neuen Minimalismus haben sich Slogans wie „Besitz belastet“, „Cult of Less“(Der Kult des Weniger) oder „Simplify your Life“auf die Fahnen geschrieben und leben mit möglichst wenig Eigenem, aber durchaus Sinn für das Gemeinsame. Teilen als Verhaltensgebot und Motor eines ganzen Wirtschaftszweigs. Vom Schraubenschlüssel bis zum Schreibtisch, vom Auto bis zum Fahrrad: In der „Sharing Economy“wird alles geteilt, nichts mehr besessen. „Sind auf der Suche nach etwas mehr Sind auf der Suche nach irgendwas Nur was es ist, kann keiner erklären Hauptsache, ein bisschen mehr.“
Freilich kann man den Verzichtshype als Luxusproblem einer verwöhnten Generation und ihrer Suche nach dem Echten im Zuviel abtun. Es ist aber mehr. Befeuert wird der Trend nicht zuletzt vom tech- nologischen Fortschritt. Statt Regale, Schränke und Zimmer mit Erinnerungsdevotionalien vollzustopfen, lassen sich Musik, Literatur, Reiseandenken, Kochrezepte, Arbeitsunterlagen und Büroakten dank Digitalisierung auf kleinsträumigen Festplatten oder überhaupt in virtuellen Wolken abspeichern.
Es ist ein Lebensstil, der klassischen Statussymbolen (Auto, Haus, Bekleidung) abschwört, versucht, den Zivilisationsmüll zu minimieren und hofft, damit den Überblick über das Leben zurückzugewinnen. Nicht das schlechteste Vorhaben. „Die nächste Generation kommt nicht mehr hinterher Immer noch höher, wir müssen immer noch weiter Wir werden immer noch schneller, denn uns läuft langsam die Zeit ab Wir brauchen mehr, mehr, wissen nicht mehr, wer Wir wirklich sind, verlieren die Ehrfurcht Vor so viel Ding’n, wir haben verlernt Wie man etwas teilt, obwohl wir alle so entstanden sind.“ Aufruf zur Selbstbeschränkung: Yvonne Catterfeld