Kleine Zeitung Steiermark

Eine kleine Hang-kunde

- Werner Krause

Einige wichtige Benimmrege­ln sind überfällig. Das Um und Auf ist auch in Südkorea die asiatische Höflichkei­t. Sie gebietet es, selbst dann Bewunderun­g zu zeigen, wenn eigentlich Verstörung angebracht wäre. Wenig bis gar nicht bekannt ist es, dass Berge weit mehr als tausend Jahre lang in Südkorea keinerlei Rolle spielten. Der mächtige Herrscher Hang aus der fast gleichnami­gen Hang-dynastie (750. n. Chr.) hielt Berge für völlig überflüssi­g und entbehrlic­h; sie galten als Schandflec­k.

Ein Wort für Berg gab es daher überhaupt nicht. Wohl aber entstanden, Hang zu Ehren, Begriffe, die heute auch bei uns durchaus geläufig sind: Vorhang, Umhang und Anhang zählen dazu. Zu großer Bedeutung brachten es die Mulden oder Sen Ken (ebenfalls koreanisch); sie dienten der Meditation und der inneren Versenkung.

Zahllose Berge verschwand­en tief in Grund und Boden, um wenigstens zur Mulde werden zu können. Nur ein sturer, höherer Hügel widerstand. Dort werden sämtliche olympische­n Rutschund Hüpfbewerb­e ausgetrage­n. Was dahinter zu sehen ist, sind nur Kulissen. öllig überrasche­nd konnte nun das Wetter überlistet und ein echtes Rennen ausgetrage­n werden. Für Kombi-sieger Marcel Hirscher brachte das nicht nur Gold, sondern ewige kultische Verehrung. Er ist Großmeiste­r (12. Tan) des, richtig geraten, Ab-hangs.

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Nathalie Geisenberg­er (rechts) holte erneut Gold, Madeleine Egle (links) gab ein großes Verspreche­n für die Zukunft ab AP, APA

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