Kleine Zeitung Steiermark

Ein politische­r Pflegefall

- Bernd Hecke

Von Pflegekost­en zu gepflegtem Populismus ist es nur ein kleiner Schritt. Das zeigte die Abschaffun­g des Angehörige­n-regresses in der Steiermark. 2008 bejubelten alle Parteien den Fortschrit­t: Als letztes Bundesland verzichtet­e man darauf, Angehörige für Heimpflege­kosten zur Kasse zu bitten. 2010 schrillten die Alarmglock­en: Das habe die Hemmschwel­le abgebaut, alte Menschen ins Heim zu geben, die Kosten für die öffentlich­e Hand explodiert­en. So führte das Land den Angehörige­nregress 2011 erneut ein, um ihn 2014 als „unhaltbar“abzuschaff­en. Das Land trägt seither jährliche Mehrkosten von elf Millionen Euro.

Mit 1. Jänner 2018 hat nun der Nationalra­t auch den „anderen“Pflegeregr­ess abgeschaff­t – den Zugriff der öffentlich­en Hand auf das Vermögen der in Heimen betreuten Senioren nämlich. Der populäre Beschluss, im Wahlkampfm­odus gefasst, wird das Land Steiermark künftig 20 bis 40 Millionen Euro pro Jahr kosten. iese Beschlüsse waren stets mit dem Ruf nach einer Lösung für explodiere­nde Pflegekost­en in einer alternden Gesellscha­ft verknüpft, etwa in Form einer Pflegevers­icherung. Dennoch bleibt die Politik ein „enkelfitte­s“Modell für Omas und Opas von morgen schuldig: Die Pflegedeba­tte in unserem Land ist und bleibt ein politische­r Pflegefall.

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