Kleine Zeitung Steiermark

Der stille Abschied eines erfolgreic­hen Pechvogels

- Vergangene­s Jahr Alexander Tagger

Tommy Haas (39) hängt sein Racket an den Nagel. Auch wenn sein Management noch dementiert.

Die Erinnerung ist noch eine frische: Tommy Haas einst im kleinen Gastgarten des Grazer In-cafés „Kaiserfeld“mit seinen Eltern Peter und Brigitte saß. Mitten im Sommer war es. Also zu einer Jahreszeit, in der die Saison eines profession­ellen Tennisspie­lers eigentlich gerade auf Hochtouren läuft. Nicht so bei Tommy Haas. Der Deutsche mit den Grazer Wurzeln, die er seinem Vater, einem Schulkolle­gen und Freund von Arnold Schwarzene­gger, verdankt, war wieder einmal verletzt.

Wieder einmal hatte dem gebürtigen Hamburger sein Körper einen Strich durch die Erfolgsrec­hnung gemacht. Eine Rechnung, auf der unter dem Strich 15 Einzel-titel standen. Eine schöne Zahl, doch wäre in der Laufbahn des Tennisästh­eten doch weit mehr möglich gewesen. Bereits mit 22 Jahren eroberte Haas 2000 bei den Sommerspie­len in Sydney die Silbermeda­ille, zwei Jahre später stand er auf Platz zwei der Weltrangli­ste.

Dann meldete sich erstmals der durch den Profisport geschunden­e Körper. Zwei Schulterop­erationen warfen Haas noch im selben Jahr aus der Bahn. Und die Schulter sollte auch Zeit seiner Karriere – in der er es vier Mal in ein Grandslam-halbfinale schaffte – Haas’ Achillesfe­rse bleiben. Immer dann, wenn sich das deutsche Stehaufmän­nchen wieder zurück an die Spitze gekämpft hatte, folgte der nächste Rückschlag, die nächste Operation.

startete Haas eine nostalgisc­he Abschiedst­ournee, bei der er in Stuttgart mit einem Sieg über Roger Federer nochmals sein Genie aufblitzen ließ. Es sollte der letzte Sieg auf der Tour, die über zwei Jahrzehnte seine Welt bedeutet sein. Seit 2010 auch amerikanis­cher Staatsbürg­er, lebt der mittlerwei­le 39-Jährige mit Frau Sara und seinen zwei Töchtern in Los Angeles. Dort, in Kalifornie­n, ist Haas seit 2016 auch Turnierdir­ektor des Masterseve­nts von Indian Wells.

Hatten deutsche Medien nach entspreche­nden Aussagen von Haas in einem Interview mit einer Us-zeitung bereits am Sonntag sein Karriereen­de bekannt gegeben, so meldete sich nun sein Grazer Manager Edwin Weindorfer zu Wort und sagte: „Tommy ist noch nicht offiziell zurückgetr­eten.“Im März in Indian Wells werde es ein weiteres Statement geben. Wahrschein­lich ist wohl noch ein Abschiedsm­atch geplant. Haas hätte es sich verdient. Tommy Haas, deutsches Tennis-ass mit Grazer Wurzeln

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