Der stille Abschied eines erfolgreichen Pechvogels
Tommy Haas (39) hängt sein Racket an den Nagel. Auch wenn sein Management noch dementiert.
Die Erinnerung ist noch eine frische: Tommy Haas einst im kleinen Gastgarten des Grazer In-cafés „Kaiserfeld“mit seinen Eltern Peter und Brigitte saß. Mitten im Sommer war es. Also zu einer Jahreszeit, in der die Saison eines professionellen Tennisspielers eigentlich gerade auf Hochtouren läuft. Nicht so bei Tommy Haas. Der Deutsche mit den Grazer Wurzeln, die er seinem Vater, einem Schulkollegen und Freund von Arnold Schwarzenegger, verdankt, war wieder einmal verletzt.
Wieder einmal hatte dem gebürtigen Hamburger sein Körper einen Strich durch die Erfolgsrechnung gemacht. Eine Rechnung, auf der unter dem Strich 15 Einzel-titel standen. Eine schöne Zahl, doch wäre in der Laufbahn des Tennisästheten doch weit mehr möglich gewesen. Bereits mit 22 Jahren eroberte Haas 2000 bei den Sommerspielen in Sydney die Silbermedaille, zwei Jahre später stand er auf Platz zwei der Weltrangliste.
Dann meldete sich erstmals der durch den Profisport geschundene Körper. Zwei Schulteroperationen warfen Haas noch im selben Jahr aus der Bahn. Und die Schulter sollte auch Zeit seiner Karriere – in der er es vier Mal in ein Grandslam-halbfinale schaffte – Haas’ Achillesferse bleiben. Immer dann, wenn sich das deutsche Stehaufmännchen wieder zurück an die Spitze gekämpft hatte, folgte der nächste Rückschlag, die nächste Operation.
startete Haas eine nostalgische Abschiedstournee, bei der er in Stuttgart mit einem Sieg über Roger Federer nochmals sein Genie aufblitzen ließ. Es sollte der letzte Sieg auf der Tour, die über zwei Jahrzehnte seine Welt bedeutet sein. Seit 2010 auch amerikanischer Staatsbürger, lebt der mittlerweile 39-Jährige mit Frau Sara und seinen zwei Töchtern in Los Angeles. Dort, in Kalifornien, ist Haas seit 2016 auch Turnierdirektor des Mastersevents von Indian Wells.
Hatten deutsche Medien nach entsprechenden Aussagen von Haas in einem Interview mit einer Us-zeitung bereits am Sonntag sein Karriereende bekannt gegeben, so meldete sich nun sein Grazer Manager Edwin Weindorfer zu Wort und sagte: „Tommy ist noch nicht offiziell zurückgetreten.“Im März in Indian Wells werde es ein weiteres Statement geben. Wahrscheinlich ist wohl noch ein Abschiedsmatch geplant. Haas hätte es sich verdient. Tommy Haas, deutsches Tennis-ass mit Grazer Wurzeln