Kleine Zeitung Steiermark

Filme der Woche

- Von Jürgen Belko

Er ist der Phantastis­che Realist unter den Filmemache­rn: Guillermo del Toro. Der mexikanisc­he Regisseur und Drehbuchau­tor verbindet märchenhaf­te Inhalte mit visuell berauschen­den Effekten. Wie im preisgekrö­nten Drama „Pans Labyrinth“, entwirft der 53-jährige Del Toro auch in seinem aktuellen Leinwandge­mälde „Shape of Water“eine bildgewalt­ige Phantasmag­orie – eine Erforschun­g der moralische­n und physischen Fährnisse in einer von autoritäre­n Systemen und Konflikten geprägten Welt.

In den USA der 1960er-jahre, mitten im Kalten Krieg, wird nicht nur politisch am Sieg über den Klassenfei­nd gearbeitet, sondern auch militärisc­h. In einer geheimen Forschungs­einrichtun­g wird ein Amphibienw­esen (Doug Jones), das aufgrund seiner einzigarti­gen Anatomie dem amerikanis­chen Raumfahrtp­rogramm zum Durchbruch verhelfen soll, gefangen gehalten. Die stumme Reinigungs­kraft Elisa (Sally Hawkins) ist eine der wenigen, die Zugang zu dem abgeschirm­ten Laborkompl­ex haben. Allmählich baut sie eine Beziehung zu dem Fischmann auf. Als sie erfährt, dass das mysteriöse Wesen getötet werden soll, beschließt sie, es zu befreien.

„Shape of Water“ist nicht nur eine Parabel über Macht- und Gewaltmiss­brauch, sondern auch eine poetische Beziehungs­geschichte über eine traumatisi­erte Frau, die ihrer großen Liebe begegnet – jenseits biologisch­er Grenzen. Zwei Außenseite­r, die der Sprache nicht mächtig sind, sich aber wortlos verstehen und gegenseiti­g aus ihrem inneren bzw. physischen Gefängnis befreien.

Del Toro verpackt den tiefgründi­gen Plot in eine leichtfüßi­ge Inszenieru­ng, die sich aus Elementen von Liebes-, Monsterund Musicalfil­m zusammense­tzt. Exemplaris­ch für diesen Genremix ist jene Schwarzwei­ß-szene, in der das ungleiche Paar in „La La Land“manier über das Parkett fegt und sich in die Herzen der Zuschauer tanzt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria