Kleine Zeitung Steiermark

Nur die Geschichte ist Svindal egal

- Von Michael Schuen aus Pyeongchan­g Das Feiern

Sie waren die Favoriten – und sie haben geliefert: Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud feierten in der Abfahrt einen historisch­en Doppelsieg.

Nein“, sagt Aksel Lund Svindal, „die Geschichte ist mir egal. Wenn du bei Olympia über die Ziellinie fährst, denkst du nicht daran. Dann ist es einfach emotional.“Es blieb auch emotional, denn niemand war in der Abfahrt schneller als der 35-jährige Norweger, auch nicht Teamkolleg­e Kjetil Jansrud. Letztlich fehlten ihm nur 12 Hundertste­l, dem Schweizer Beat Feuz nur 18.

Und Svindal hatte mit seinem Sieg das geschriebe­n, was ihm egal ist: Geschichte. Seine Goldene war die erste für Norwegen in der Königsdisz­iplin, jetzt haben die „Elche“, wie Österreich und Frankreich, bei den Herren in allen fünf Diszipline­n Olympia-gold. Bisher hatte es immer nur für Silber gereicht. „Ich realisiere langsam, was mir gelungen ist. Und das ist richtig cool. Es gibt so Dinge, die man im Kopf hat, die schön wären. Das ist ein Ziel, ja, fast ein Traum. Und heute ist so ein Tag“, meinte Svindal, der mit 35 Jahren auch der älteste Goldmedail­lengewinne­r bei Skirennen ist. „Und jeder weiß, was das heißt. Das ist der Anfang vom Ende. Das sind meine letzten Spiele, also war das die letzte Chance, eine Abfahrt bei Olympia zu gewinnen ...“

Dass seine Karriere nun ebenso komplett sei wie die von Marcel Hirscher, verneinte er: „Jeder in Österreich weiß, dass ich in Kitzbühel noch keine Abfahrt gewonnen habe. Und ohne Kitzsieg kann eine Karriere ja nicht komplett sein.“Der Vergleich mit Hirscher, der ehrte ihn allerdings. „Danke dafür. Er ist der Größte, den dieser Sport zu bieten hat im Moment – fast so wie Stenmark.“Der „Mr. Nice Guy“, wie er genannt wird, hatte zugeschlag­en. Und es gab keinen, der ihm diesen Sieg nicht vergönnt hätte, auch nicht sein „Best Buddy“Jansrud.

Beide genossen den Tag zusammen, teilten die Emotionen, die bis zum Abspielen der Hymne gehen. „Das“, sagte Svindal, „ist dann immer ein Zeichen, dass der Tag vorbei ist. Und ab diesem Zeitpunkt denke ich ans nächste Rennen. Viel Zeit ist ja nicht bis dahin ...“Und dann schickte er eine Drohung nach: „Ich fühle mich so gut wie lange nicht mehr. Aber das mag auch daran liegen, dass ich nach drei Jahren das erste Mal wieder im Februar noch auf Ski stehe!“

kann warten, meinte er. Auch bis nach dem Super-g. Vor dem machte sich Svindal aber auch noch Gedanken über Olympia, die wenigen Zuschauer. „Es ist natürlich komisch, wenn keiner da ist. Aber die sind alle beim Shorttrack. Wären die Spiele in Norwegen oder Österreich, wären vielleicht 50.000 bei der Abfahrt – und keiner beim Shorttrack. Wenn alpiner Rennsport hier nicht wichtig ist, ist das schade. Aber so ist das halt. Das gehört zu den Dingen, die wir als Fahrer nicht beeinfluss­en können.“Die, die er beeinfluss­en kann, hat er bestens erledigt. Mit Gold. Das wurde noch verfeinert: Denn Ragnhild Mowinckel sorgte mit Silber im Riesentorl­auf Seite für die erste Olympia-medaille für Norwegens Damen seit 1936. Und damit hält das

Team nach drei Bewerben bei zwei Medaillen mehr als die Großmacht Österreich.

Übrigens: Svindal erklärte kurzerhand seinen Serviceman­n, den Vorarlberg­er Stefan Berthold, zum Sieger des Jahres. „Der macht die Ski von mir und Kjetil. Und einen Serviceman­n, der bei Olympia Gold und Silber gewonnen hat, hat es wohl noch nie gegeben ...“

SAMSTAG I 2.00/5.00

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(siehe 78/79)

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