Zur Person
Sonja Hammerschmid, Jahrgang 1968, ist Bildungssprecherin der SPÖ. Die frühere Bildungsministerin war zuvor Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Vorsitzende der Universitätenkonferenz.
Eines vorweg: Häufiges Schulschwänzen ist kein Massenphänomen, es geht um geschätzte 2500 problematische Fälle im Jahr. Eine relativ kleine Zahl im Vergleich zu den 1,1 Millionen Schülerinnen und Schülern, die wir in ganz Österreich haben. Aber natürlich brauchen wir Instrumente, um solche Fälle zu verhindern und Lehrerinnen in schwierigen Situationen zu unterstützen.
Wenn die Regierung nun ankündigt, Eltern von schulschwänzenden Kindern umgehend mit Hunderten Euro zu bestrafen, dann ist das allerdings eine einfallslose Strafpädagogik. Sie geht nicht an die Wurzeln des Problems. Denn wenn ein Kind sehr häufig die Schule schwänzt, hat das in der Regel tieferliegende Gründe: Das kann Schulangst sein, Mobbing in der Schule, Angst vor Versagen, aber auch Schwierigkeiten in der Familie. Diese Probleme werden nicht mit einer Verwaltungsstrafe gelöst.
Massives Schulschwänzen sollte eher ein Warnsignal sein. Oft sind die Eltern in solchen Situationen – oft auch in schwierigen Zeiten der Pubertät – überfordert und hilflos. Die Antwort kann doch nicht sein: Zahlen! Wichtig ist es, die Frage zu stellen: „Warum tust du das? Was sind die Gründe?“Es geht um eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Lehrerinnen und Schülerinnen und um Arbeit mit den Eltern. Und es geht um Maßnahmen, die Hilfestellungen bieten und die allen Beteiligten ermöglichen, sich weiterhin auf Augenhöhe zu begegnen. Schließlich sollen Eltern, Lehrerinnen und Schülerinnen auch noch weitere Monate oder Jahre gut miteinander arbeiten. Betroffene Kinder und ihre Eltern an den Pranger zu stellen und mit hohen Strafen zu bedrohen, ist dabei mit Sicherheit der falsche Weg.
Richtig ist, dass wir die Pädagoginnen bei Problemfällen nicht alleinlassen dürfen. Deshalb gibt es ja bereits ein Verfahren bei Schulschwänzen: Es setzt auf intensive Gespräche der Lehrerinnen mit den Eltern und Kindern. Erst als allerletzte Maßnahme sind Geldbußen vorgesehen. Denn diese verursachen ja auch mehr Kosten durch zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Schulprobleme lösen sie nicht.
Was es vor allem braucht, ist mehr Unterstützung durch Sozialarbeit und Schulpsychologinnen, die unterstützend wirken. Das wünschen sich auch die Lehrerinnen und Lehrer. Hier befürchte ich allerdings, dass es mit der schwarzblauen Regierung zu massiven Kürzungen kommt. Aus meiner Sicht ein schwerer Fehler, mit dem man den Schülerinnen, Lehrerinnen und Eltern nichts Gutes tut.