KARL STOSS
weiterspinnt. Ich höre bei allen, die Bezug zum Wintersport haben, schon starke Zuneigung.
Es gab zuletzt Negativschlagzeilen rund um das Marketingtool Olympia und das IOC, speziell in den Wintersport-kernländern. Was kann man dagegen tun?
Es muss gelingen, ein Land zu finden, dass uns vorexerziert, dass Olympia auch ohne große Mittel und Neubauten großartig zu bewerkstelligen ist. Im Winter muss es gelingen, den Beweis anzutreten, das ernsthaft umzusetzen, was das IOC fordert und sogar maßgeblich unterstützen würde.
Warum?
Ganz einfach: Wenn man Winterspiele am Leben erhalten will, dann muss es gelingen, den Schritt zurück in die Wintersportländer zu finden.
Das IOC gilt als Altherrenverein von Bonzen, die nur aufs Geld schauen. Stimmt das?
Das ist auch ein falsches Weltbild. Natürlich hat das IOC auch steigende Werbeeinnahmen, aber 90 Prozent werden wieder ausgeschüttet, an Nationale Olympische Komitees. Das Geld wird nicht gehortet, es wird sinnvoll wieder in den Sport investiert.
Aber das kommt nicht rüber ... Stimmt. Weil es Schattenseiten gibt, das gebe ich zu. Aber wo gibt es die nicht? Das ist keine Entschuldigung dafür, dass es immer wieder Korruptionsfälle gibt. Die tun weh.
Und doch gibt es Ioc-mitglieder mit, sagen wir Nähe, zu kriminellen Machenschaften. Wie kann man das ändern?
Indem man sie sukzessive austauscht. Es wurden Reformen eingeleitet: Es gibt keine lebenslange Mitgliedschaft mehr, es gibt Altersbegrenzungen. Und, mit Ausnahme des Präsidenten, kein Entgelt. Nur Flüge und Hotel werden übernommen. Aber wer glaubt mir das schon?
Apropos Bach: Da gibt es den Vorwurf, er sei zu gut mit Wladimir Putin befreundet, helfe in der Dopingaffäre. Stimmt das?
In welchen Freundschaftsverhältnissen Präsident Bach steht, Geboren: 26. November 1956 in Dornbirn. Stoss wurde 2007 Nachfolger von Leo Wallner als Generaldirektor der Casinos Austria AG (bis 2017) und trat 2009 Wallners Nachfolge als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees an weiß ich nicht und da will ich mir keine Meinung aneignen. Das andere stimmt nicht, denn der Präsident trifft keine Entscheidung alleine.
Und die Nähe
Systemen?
Wenn man das nicht will, dann sollen es die europäischen Länder endlich zulassen, dass man die Chance hat, dort Spiele auszutragen. Dann kommt dieser Vorwurf nicht mehr. Man kann nicht immer schimpfen, dass Spiele an autokratische, totalitäre Systeme vergeben werden, und selbst ist man nicht bereit, etwas zu tun und der Welt zu beweisen, dass demokratische Länder Spiele gut organisieren und durchführen können.
zu
totalitären
Bei den letzten Olympia-vergaben war es immer wichtiger, neue Märkte zu erschließen. Ist es richtig, dass man nur dahin geht, wo das Geld ist?
Nein. Es gibt zwar Länder, die das forcieren. Aber es gibt genug Länder, die das Gegenteil beweisen wollen. Aber man kann auch keinem Staat verbieten, sich zu bewerben.
Alle Ihre Kollegen? Legen Sie da auch die Hand ins Feuer?
Wer kann das schon? Auch in den Unternehmen, in denen ich gearbeitet habe, bin ich immer von den Gutmenschen ausgegangen, habe vertraut. Trotzdem ist es vorgekommen, dass vom Reinigungspersonal bis zum Croupier Jetons mitgelaufen sind. Das kann man nicht ausschließen. Leider gibt es auch solche Menschen, bis hin zum Vatikan. Ich würde keine Institution und keine Religionsgemeinschaft ausnehmen. Aber ich will mich nicht heiliger machen als der Papst. Das Einzige, was hilft: Transparenz.
Ist die politische Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea doch etwas, wo Olympia seine Strahlkraft beweisen konnte? Oder ist das nur Show?
Ich glaube nicht, wenn man Trump und den Herrn Kim verhandeln hätte lassen, dass das zustande gekommen wäre, was hier zustande gekommen ist. Das sind mehrere Monate Arbeit, viele Gespräche, da war das IOC und Präsident Bach eine der treibenden Kräfte. Und es ist gelungen, Sportler aus beiden Ländern, die seit 65 Jahren keinen Friedensvertrag haben, gemeinsam antreten zu lassen. Das ist etwas Großartiges.
Eine Möglichkeit, dass sich das IOC wieder positiver präsentiert? Ich finde es wichtig, dass wir viel mehr optimistische, positive Stimmung verbreiten. Das ist aber noch nicht der Weltfriede. Wenn man sich die Münchner Friedensgespräche anschaut, da wird einem angst und bang. Die reden ja, dass wir am Abgrund stehen, vor dem Dritten Weltkrieg. Das ist eine andere, politische Ebene. Da können auch Olympische Spiele nicht helfen, das ist klar.