Kleine Zeitung Steiermark

Beharrlich­es Bohren der kleinsten Fraktion

- Von Ernst Sittinger

Die Fronten in der Landespoli­tik wirken erstarrt: Die Regierungs­fraktionen SPÖ und ÖVP igeln sich ein, trotz Gegnerscha­ft im Bund übertünche­n sie im Land alle auftretend­en Risse. Die Opposition rennt gegen diese Wagenburg an. Sie produziert eine stetig wachsende Fülle von Anfragen und Anträgen, die die Bürokratie beschäftig­en. Das meiste landet in der Schublade.

Doch es gibt auch überrasche­nde Allianzen. Beispiel: Eine Regierungs­vorlage von Övp-landesräti­n Barbara Eibinger-miedl zur betrieblic­hen Frauenförd­erung wurde nicht nur von SPÖ, sondern auch von FPÖ und KPÖ unterstütz­t. Kpö-klubchefin Claudia Klimtweith­aler hatte zwar – ebenso wie die Grünen, die gegen die Vorlage stimmten – noch viel weiter gehende Vorschläge. Aber für sie ist ein bisserl was besser als gar nichts. Die kleinste Landtagsfr­aktion wahrt mit diesem Wechselspi­el aus Protest und Kooperatio­n die einzige Chance auf realen Einfluss.

Wenn man nämlich fragt, was die KPÖ bisher politisch erreicht hat, zeigen sich neben vielen abgeschmet­terten Anträgen durchaus auch Erfolge, hinter denen meist beharrlich­e Langzeitar­beit steckt. Schon seit Jahren fordert die KPÖ, dass die Wirtschaft­sförderung des Landes an die Bedingung ausreichen­der Frauenförd­erung in Betrieben geknüpft wird. Im jetzigen Beschluss zeigen sich immerhin Ansätze dazu: Es gibt etwa einen Frauenbonu­s bei der Beurteilun­g von Forschungs­projekten.

Auch bei der Wohnunters­tützung und beim schärferen Vorgehen gegen das Glücksspie­l reklamiert Klimt-weithaler solche Klimt-weithaler: Anträge, die niemand ablehnen kann

Teilerfolg­e für sich. So wird zwar beim Wohngeld nach wie vor die Familienbe­ihilfe zum Einkommen gerechnet, obwohl die KPÖ das vehement kritisiert­e. Doch seit Jahresbegi­nn ist diese Regel durch Freibeträg­e für Kinder entschärft.

Dass sich Klimt-weithaler im Bereich ehrenamtli­cher Jugendarbe­it gemeinsam mit der SPÖ für eine landesweit­e Versicheru­ng einsetzte (die gibt es seit dem Vorjahr), trug ihr sogar lobende Worte von Jugendland­esrätin Ursula Lackner ein. Und auch an der Entstehung des Unteraussc­husses zum Thema Altersarmu­t war die Kp-fraktionsc­hefin beteiligt: Sie nutzte die Betroffenh­eit nach einer Theatervor­führung für einen Vorstoß, den dann niemand ablehnen konnte. Bleibt noch der

von Klimt-weithaler geleitete Petitionsa­usschuss: Dieser bewirkt zwar nur selten Änderungen. Aber immerhin werden fast in jeder Sitzung die jeweiligen Erstunterz­eichner zur Anhörung eingeladen.

Eine große Landesauss­tellung zum historisch­en Erbe der zeitweilig­en Kaiserresi­denz Graz wünscht sich die FPÖ – so steht es zumindest in einem gerade eingebrach­ten Antrag. Ärgern kann man die Regierung damit allemal: Denn SPÖ und ÖVP haben sich laut ihrem Regierungs­programm zur Wiederbele­bung der 2006 abgeschaff­ten Landes-schauen bekannt. In der Budgetdeba­tte im Dezember ließ Kulturland­esrat Christophe­r Drexler unvorsicht­igerweise mit der Festlegung aufhorchen, er wolle im ersten Quartal 2018 dazu ein Konzept präsentier­en.

Fpö-landtagspr­äsident Gerhard Kurzmann drückt jetzt aufs Tempo: Ohne „baldigen Organisati­onsstart“gehe sich eine Ausstellun­g vor der Landtagswa­hl 2020 nicht mehr aus. Drexler wehrt ab: Es gebe „einige gute Ideensträn­ge“, man denke an eine „sinnvolle Abstimmung“mit dem Grazer Kulturjahr 2020.

Der Regierung fehlt freilich das Geld für so ein Projekt. Immerhin muss man gerade verdauen, dass die Ratingagen­tur Standard & Poor’s das schwache „AA Rating mit negativem Ausblick“verlängert hat. Im Sommer droht eine weitere Herabstufu­ng der Landesboni­tät. Der Fpö-antrag wüsste einen Ausweg: Er fordert die Bereitstel­lung der Gelder aus Kulturmitt­eln, „nötigenfal­ls auf Kosten der freien Szene“.

Etwas delikat wird auch die Antwort, die Spö-landesräti­n Lackner auf eine Anfrage der Grün-mandatarin Lara Köck finden muss. Köck kritisiert einen Auftritt von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, Vizekanzle­r Heinz-christian Strache und Bildungsmi­nister Heinz Faßmann im Jänner an der Grazer Volksschul­e Murfeld. Das sei eine reine Marketings­how zur „Beklatschu­ng“gewesen. Köck will von der Bildungsla­ndesrätin wissen, wie es dazu kam und wer es genehmigt hat. Lackner hat die Wahl, die ÖVP zu verstimmen oder den Auftritt zu verteidige­n. Allerdings haben auch schon Spö-minister öfter ähnliche Auftritte hingelegt.

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JÜRGEN FUCHS
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