Kleine Zeitung Steiermark

Die Pioniere der rauchfreie­n Lokale

- Von Michael Kloiber und Gerald Winter-pölsler

Immer mehr Wirte stellen gerade komplett auf rauchfrei um. Aber wer hat eigentlich damit begonnen? Eine Spurensuch­e, in der sich erst langsam die Rauchschwa­den lichten.

Erinnern Sie sich noch? Damals, als man in einen Zug eingestieg­en ist – und sich wie selbstvers­tändlich eine Zigarette anzünden konnte? Es waren heftige politische Debatten, als 2007 die ÖBB ein Rauchverbo­t verhängten – heute ist es praktisch undenkbar, im Zug einen Zug zu nehmen.

„Für mich war damals klar: Rauchen ist ungesund und wird verbannt werden“, sagt heute Alexandra Sperl. Sie hat als eine der Ersten in Graz ihr Café komplett auf rauchfrei umgestellt. Am 1. Jänner 2009 war es im Promenade in der Erzherzog-johann-allee so weit: „Wir haben uns für rauchfrei entschiede­n“, ließ man die Gäste per Taferl wissen.

Sperl war damit die Pionierin der Nichtrauch­er-cafés. „Es war eine Bauchentsc­heidung“, sagt sie heute. „Aber ich war auch der Meinung, dass es ohnehin bald per Gesetz verboten wird.“Es ist anders gekommen, ÖVP und FPÖ wollen ja sogar den sanften Ausstieg wieder aushebeln, wogegen sich breiter Widerstand formiert und ein Volksbegeh­ren anläuft.

Die Reaktionen auf den Rauchfreiv­orstoß im damaligen Promenade waren zwiespälti­g. „Die Mitarbeite­r haben sich gefreut, es gab aber wirklich Gäste, die danach ausgeblieb­en sind“, so Sperl. Vor allem um eine Gruppe Pfeifenrau­cher habe es ihr leidgetan.

Aber unterm Strich hat sich die Aufregung nach drei Monaten gelegt. „Die meisten sind ja nicht wegen der Zigarette ins Promenade gekommen, sondern wegen dem Kaffee, den Kuchen und dem Ambiente. Die Raucher sind halt vor die Tür, und wir haben neue Gäste dazugewonn­en“, sagt Sperl, die nicht mehr in der Gastronomi­e tätig ist. Auch unter der heutigen Führung ist das ... und erinnert sich heute: „Nach drei Monaten kein Thema mehr“

Promenade rauchfrei. Viele Nachahmer hatte Sperl damals allerdings nicht. Die meisten Wirte haben auf die Teilung des Lokals in einen Raucher- und Nichtrauch­erbereich gesetzt. Erst seit Kurzem geht der Trend klar in Richtung komplett rauchfreie­r Lokale.

Das Kork in der Lessingstr­aße etwa hat im März 2016 eröffnet und gleich von Beginn an die Zigaretten verbannt. „Die Gäste akzeptiere­n das“, sagt Mischa Mendlik, „und wer rauchen will, geht auf die Terrasse“.

Zufrieden ist man auch im „blendend“in der Mariahilfe­rstraße. Vor einem Jahr, im Februar 2017, hat Josip Belamaric entschiede­n, das Lokal fortan rauchfrei zu betreiben. Sein Fazit: „Die Leute essen mehr und trinken weniger“. Vom gefürchtet­en Mythos, eine Umstellung würde Umsatzeinb­ußen von bis zu 30 Prozent bringen, könne keine Rede sein: „Aber man merkt einen leichten Rückgang,

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 ??  ?? 1. Jänner 2009: Alexandra Sperl macht das Café Promenade rauchfrei ... SOMMER, FUCHS, GWP
1. Jänner 2009: Alexandra Sperl macht das Café Promenade rauchfrei ... SOMMER, FUCHS, GWP

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