Ein Leben voller
Anna Veith verpasst Gold im Super-g hauchdünn, Silber ist für sie vier Jahre nach Sotschi aber trotzdem ein Gewinn – und warum Snowboarder in ihrem Leben so eine Rolle spielen.
Es war fast wie ein Märchen: Für 26 Minuten und 36 Sekunden war Anna Veith sozusagen zweifache Olympiasiegerin, die Erste, die einen Sieg im Super-g vier Jahre später wiederholt. Vier Jahre, die alles waren, nur nicht einfach für Veith. Und knapp 27 Minuten, in denen die Emotionen von Veith wohl Hochschaubahn gefahren sind, in denen ihr die Härte der Jahre nach den Spielen von Sotschi durch den Kopf gingen. Dann war Ester Ledecka im Ziel und um eine Hundertstelsekunde schneller. Und das ganz große Märchen musste umgeschrieben werden. Zum einen in das Kapitel der Siegerin (siehe nächste Seite). Zum anderen in die Geschichte von Anna Veith, deren Silberne trotzdem fast ein Wunder ist.
„Es ist unglaublich, dass ich das erleben darf“, sagte Veith, „das ist der Tag, von dem ich immer geträumt habe, der Grund, warum ich hartnäckig geblieben bin.“In Zeiten des Tiefs, als die „Tausenden Schulterklopfer“, die sich nach Olympia und Sieg im Gesamtweltcup angestellt hatten, verschwunden waren. Es folgte der schwere Sturz mit einem Totalschaden im Knie, die erste Rückkehr, die Operation des anderen Knies. Und wieder viel Arbeit am Comeback. Zwischendurch lehnte sie an der Schulter des Ösv-präsidenten, mit dem sie zwischenzeitlich so aneinandergeraten war. „Ich habe mich bedankt“, sagte sie, „weil er an mich geglaubt hat, mein Team finanziert hat, zu mir gestanden ist. Und er hat mir gesagt: Ich hab gewusst, worin ich investiert hab.“Und parallel dazu lief alles wieder ab: „Die extremen Höhen 2014. Die extremen Tiefen danach. Ich wollte das noch einmal erleben, dass das grüne Licht aufleuchtet, dass man in Führung geht. Als es so weit war, ist das schon richtig tief reingegangen. Und dann durfte ich auch die Emotionen zeigen, ausleben.“