Kleine Zeitung Steiermark

Ski fahren in einer ganz anderen Welt

- Von Markus Oberländer

Wie ein Skitag in Nordkorea abläuft und warum man an vielen Ecken des ungewöhnli­chen Skigebiete­s an die österreich­ische Heimat erinnert wird.

Eine Schirmbar, ein Fünfstern-hotel und eine Gondel mit der Aufschrift „Ischgl“– ein Anblick, den man als Österreich­er gewohnt ist, nur der Ort passt irgendwie nicht zum bekannten Erscheinun­gsbild. Skifahren in Nordkorea ist anders. Das Skigebiet Masik-ryong, das Anfang 2014 eröffnet wurde, befindet sich 180 Kilometer östlich der Hauptstadt Pjöngjang. Auf der vierstündi­gen Autofahrt dorthin passiert man zahlreiche Militärpos­ten, die stark an die Distrikte aus „Tribute von Panem“erinnern. Nur mit einem gültigen Passiersch­ein dürfen Zonengrenz­en überquert werden. Das Auto? Ein Pkw aus Nordkorea. Marke: Pyeonghwa Motors, zu Deutsch „Frieden“. Bauern pflügen ihre Felder mit Ochsen, die Straßen werden noch per Hand saniert. Helfende Hände gibt es in Nordkorea genug, Arbeitslos­e sind ein Fremdwort – jeder hat Arbeit und das mindestens sechs Tage in der Woche.

Die Abzweigung Richtung Skigebiet auf der Schnellstr­aße zwischen Pjöngjang und der Küstenstad­t Wo˘nsan ist unscheinba­r. Bei der Fahrt durch das Haupteinga­ngstor beim Masik-pass kommt man in eine für uns bekannte, aber für Nordkorea surreale Welt. Das Masik-ryonghotel mit 120 Zimmern, Indoorpool, Fitnessstu­dio, Zimmerserv­ice, Karaoke-bar, einem Beautysalo­n und einem Helikopter­landeplatz ist nagelneu. Gebrauchss­puren: Fehlanzeig­e. Es ist ein Fünf-sterne-haus wie in den Nobelorten des heimischen Skisports.

Nach dem Check-in geht es an der Schirmbar inklusive Jagdtrophä­en vorbei zur Verleihste­lle. Skianzug in Knallorang­e, Skischuhe (auch Größe 47 ist vorhanden) und Skier aller bei uns bekannten Marken können um rund 20 Euro pro Tag ausgeliehe­n werden. Die Drei-stunden-karte kostet touristisc­he 40 Euro. Bezahlt wird in bar – in Euro oder Us-dollar. Die nordkorean­ische Währung Won dürfen Touristen nicht besitzen. Einem Österreich­er, der die heimischen Skigebiete gut kennt, fehlt auf dem Weg zur Gondel etwas Wesentlich­es: Skifahrer. Kein Gedränge vor dem Ticket-schalter, keine Schlange vor der Gondel und das bei strahlend blauem Himmel und fünf Grad Celsius über null. Das Skigebiet ist menschenle­er und die Gondel steht still. Aber ganz allein ist man in Nordkorea dann doch nie wirklich. Dem Autor dieser Zeilen wird vor der Gondel sein persönlich­er Ski-begleiter vorge-

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