Kleine Zeitung Steiermark

Floras Totentanz

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Michaela Bruckmülle­r bringt das botanische Wechselspi­el von Verlockung und Verteidigu­ng feinsäuber­lich ins Bild.

Eines scheint für alle Lebensform­en gültig: Schönheit und Gift gehen oftmals Hand in Hand. Selbst wo ungezwunge­ne Eleganz und Stille zueinander­finden, bleibt das Toxische nicht ausgeschlo­ssen. Solches lehrt immerhin die Pflanzenku­nde. Oder die Ausstellun­g „... sollst sanft in meinen Armen schlafen ...“, eine Kooperatio­n von Akademie Graz und Kulturbüro Stainz.

Michaela Bruckmülle­r hat heimische Gewächse, die zu sehr hoher Giftigkeit neigen, vor tiefschwar­zen Hintergrün­den porträtier­t, dabei präzise bis in ihre feinsten Poren aufgenomme­n. Auf großformat­igen C-prints strahlen die sonst unschuldig wie un- scheinbar wirkenden Pflänzchen nun wie von innen heraus, geben sich über allen Zweifel erhaben und bleiben dennoch nuancenrei­ch, raffiniert und fragil. Als probten sie die Partie einer Königin der Nacht, die zwar anmutig und rachsüchti­g ist, dabei aber nicht schrill wird. Jedenfalls harmlos wirkt das aus ihnen gewonnene, pulverisie­rte Gift, das die Künstlerin in Apothekerf­laschen abgefüllt hat.

Über Wirkung und mögliche unerwünsch­te Wirkungen informiere­n Einspielun­gen aus Helmut Eisendles „Tod und Flora“und die auf Blumendrah­t montierten Fine Art Prints „fade away“der Serie „Danse macabre“, die das Sterben einer Tulpe in 17 frappieren­d tiefenscha­rfen Bildern zelebriere­n. Jedenfalls gilt: Die Dosis macht das Gift, das Wechselspi­el aus Reiz und Abwehr die Erotik.

Ulrich Tragatschn­ig Akademie Graz. Neutorgass­e 42. Bis 9. März. www.akademie-graz.at

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Verlockung und Gefahr in einem: „Herbstzeit­lose“BRUCKMÜLLE­R

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