Dieses Eiland hieß Borowski
Kieler „Tatort“im Rückspiegel
Die Legende von Rungholt ist die norddeutsche Variante von Sodom und Gomorra. Ein moralisch entrücktes, sündenhaftes Dorf auf einer Insel erfährt den göttlichen Zorn, nachdem seine Bewohner die heiligen Sakramente geschändet haben. Zur Strafe löscht eine Sturmflut die Insel aus. Vor dem Hintergrund dieser archaischen Erzählung ging Axel Milberg gestern im ersten „Tatort“nach Sibel Kekillis Abgang seinen Solopfaden nach.
Jetzt erst recht, dürfte sich das Drehbuchtrio rund um Peter Bender gedacht haben und rief die großen Borowski-festspiele aus: einmal pur, einmal ohne Umschweife. In Abwesenheit einer Kollegin und in Anwesenheit der verführerischen Borderline-persönlichkeit Famke (Christiane Paul) rutschte der Kieler Kommissar in die Untiefen seines Bewusstseins ab. Inklusive falscher, aber formschöner Windhosen, amouröser Verirrungen und Albträumen, die sogar den Kriminalfall lösten – vielleicht. Alles ziemlich schroff, alles ziemlich (ohn-)mächtig. iesmal ist Axel Milberg über sich hinausgewachsen, begünstigt durch eine dichte Inszenierung und ein weitgehend spannendes Drehbuch. Immer wird das nicht funktionieren: Gut, dass mit Almila Bagriacik bereits eine Kekilli-nachfolgerin vor der Tür steht.
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