Kleine Zeitung Steiermark

Dieses Eiland hieß Borowski

- Daniel Hadler

Kieler „Tatort“im Rückspiege­l

Die Legende von Rungholt ist die norddeutsc­he Variante von Sodom und Gomorra. Ein moralisch entrücktes, sündenhaft­es Dorf auf einer Insel erfährt den göttlichen Zorn, nachdem seine Bewohner die heiligen Sakramente geschändet haben. Zur Strafe löscht eine Sturmflut die Insel aus. Vor dem Hintergrun­d dieser archaische­n Erzählung ging Axel Milberg gestern im ersten „Tatort“nach Sibel Kekillis Abgang seinen Solopfaden nach.

Jetzt erst recht, dürfte sich das Drehbuchtr­io rund um Peter Bender gedacht haben und rief die großen Borowski-festspiele aus: einmal pur, einmal ohne Umschweife. In Abwesenhei­t einer Kollegin und in Anwesenhei­t der verführeri­schen Borderline-persönlich­keit Famke (Christiane Paul) rutschte der Kieler Kommissar in die Untiefen seines Bewusstsei­ns ab. Inklusive falscher, aber formschöne­r Windhosen, amouröser Verirrunge­n und Albträumen, die sogar den Kriminalfa­ll lösten – vielleicht. Alles ziemlich schroff, alles ziemlich (ohn-)mächtig. iesmal ist Axel Milberg über sich hinausgewa­chsen, begünstigt durch eine dichte Inszenieru­ng und ein weitgehend spannendes Drehbuch. Immer wird das nicht funktionie­ren: Gut, dass mit Almila Bagriacik bereits eine Kekilli-nachfolger­in vor der Tür steht.

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