Putin winkt mit Wunderwaffen
Die Rede des Kreml-chefs zur Lage der Nation war Wahlkampfauftritt und geriet auch zu einer bedrohlichen Militärleistungsschau.
Wladimir Putin wandte sich direkt an seine Feinde: „All das, mit dem Sie versucht haben, zu stören, zu verhindern, ist gescheitert, Russland hat sich nicht aufhalten lassen. Jetzt müssen Sie der Wirklichkeit ins Auge sehen und sich überzeugen, dass all das, was ich heute gesagt habe, kein Bluff ist.“Der Präsident überraschte bei seiner Rede zur Lage der Nation die Öffentlichkeit mit einem halben Dutzend neuer Waffensysteme, die er auf Videoleinwänden in Moskau außerhalb des Kremls demonstrieren ließ. Es handelt sich um einzigartige Waffen, über die keine andere Armee der Welt verfügt.
Angefangen mit der neuen Interkontinentalrakete „Sarmat“, die jedes künftige Antiraketenschild durchbreche und keinerlei Reichweitenbeschränkung Putin: „Wir bedrohen niemanden, wir wollen niemanden angreifen“apa
besitze. Außerdem ein neuer Marschflugkörper mit einem superstarken Nuklearantrieb. Weiters habe Russland unbemannte U-boote entwickelt, die 100 Mal kleiner seien als moderne Submarines, praktisch nicht hörbar und schneller als die schnellsten Torpedos. Sie tauchten so tief, dass ihnen kei-
ne Anti-u-boot-waffe etwas anhaben könnten. „Einfach utopisch“, erklärte Putin.
Nach Ansicht des Moskauer Politologen Aschdar Kurtow adressierte Putin diese Worte vor allem an seine russischen Zuhörer. „Diese Aussage bezog sich nicht nur auf die Pläne der USA, sondern war im weiteren Sinne gemeint, für die Wähler, die sehr großen Wert darauf legen, dass niemand ihr Land herumkommandiert.“
Die meisten Beobachter werten Putins eigentlich schon im vergangenen Jahr fällige Rede als zentralen Wahlkampfauftritt vor den Präsidentschaftswahlen am 18. März. Tatsächlich versprach er Pensionserhöhungen, jährlich neue Wohnungen für sieben Millionen Familien und eine Verdoppelung der Gesundheitsausgaben. Aber 40 Minuten seines zweistündigen Auftritts widmete er der Kriegstechnik. Laut Kurtow wollte er damit dem Westen zeigen, dass alle Sanktionen zwecklos gewesen seien. „Putin ging von Versprechen zum Säbelrasseln über“, titelt das Nachrichtenportal „Newsru“.
Stefan Scholl, Moskau