„Ein Unfall oder Schlaganfall kann jeden treffen“
Aus Geldmangel beeinträchtigte Menschen in ihrer Selbstbestimmung einzuschränken, verärgert unsere Leser. Sie appellieren an die Menschlichkeit bei Politik und Mitmenschen.
Erwachsenenschutzgesetz: „Sparstift bei Behinderten“, 20. 2.
Ein Unfall oder ein Schlaganfall kann jeden treffen. Der normale Alltag kann dann oft ohne Hilfe und Unterstützung nicht mehr bewältigt werden. Wenn nicht Angehörige das übernehmen, wird ein Sachwalter bestellt. Das bedeutet aber nach dem derzeit noch gültigen Sachwaltergesetz aus dem Jahr 1983, dass die Betroffenen meist ihre gesamte Handlungsfähigkeit verlieren und ihre persönlichen Wünsche unberücksichtigt bleiben. Das ist nicht in ihrem Sinne. Wünschenswert wäre, dass sie ihre Entscheidungsfreiheit so weit wie möglich behalten und auch ihre persönlichen Vorstellungen, wie sie leben möchten, Beachtung finden.
Die gesetzlichen Grundlagen der Sachwalterschaft entsprechen auch nicht der (von Österreich mit unterzeichneten) Unbehindertenrechtskonvention. 2013 wurde dies bei einer Staatenprüfung eindeutig festgestellt. Die Vertreter der Sachwaltervereine haben darauf schon lange hingewiesen und haben sich auch für mehr Entscheidungsfreiheit der Betroffenen eingesetzt. Nach langen Vorarbeiten wurde das neue Er- im vorigen Jahr einstimmig vom Parlament verabschiedet. Das neue Gesetz sieht für psychisch kranke und intellektuell beeinträchtigte Menschen eine abgestufte Form der Vertretung vor, die für die Betroffenen entsprechend ihrer Einschränkung eine größtmögliche Autonomie und Selbstbestimmung garantieren. So kann jeder, der dazu fähig ist und auch die Möglichkeiten hat, sich selbst einen Vertreter wählen. Am 1. Juli 2018 sollte das Gesetz in Kraft gehen. Doch vor ein paar Tagen wurde es aus Geldmangel um mindestens zwei Jahre verschoben. Es ist beschämend, wie wenig beeinträchtigte Menschen unserer Regierung wert sind. 17 Millionen Euro werden 60.000 Menschen, die trotz ihrer Beeinträchtigung in Würde leben wollen, vorenthalten. Graz bis sie politisch abbrechen (müssen). Mag. Jakob Putz, Graz was. Und Inklusion ist Aufgabe jedes Einzelnen, nicht nur Angehöriger oder Institutionen!
Graz